Münchner Stadtteile: Sendling:Geschichte, Daten, Fakten

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Ob Sendling nun 4000 oder 1200 Jahre alt ist, weiß niemand so genau, dem Selbstbewusstsein der eigensinnigen Sendlinger schadet das nicht.

Anna Fischhaber

Wie und wann Sendling entstanden ist, weiß niemand so genau. Als Archäologen viertausend Jahre alte Knochen in der Sendlinger Erde fanden, hieß es: Der Ort könnte seit der Steinzeit bewohnt und damit eines der ältesten bajuwarischen Dörfer überhaupt sein. Wissenschaftlich gesichert ist allerdings nur, dass der Name "sentilingas" im Jahr 780 erstmals in einer Schenkungsurkunde auftauchte. Die Sendlinger feierten deshalb ganz bescheiden 1982 ihr 1200-jähriges Bestehen.

Der Schmied von Kochel soll den Bauernaufstand im spanischen Erbfolgekrieg 1705/06 gegen die österreichischen Truppen in München angeführt haben - und damit Sendlinger Geschichte geschrieben haben. (Foto: Fischhaber)

Alter hin oder her, Jahrhunderte lang war Sendling ein typisches bayerisches Bauerndorf. Der Dorfkern aus dem Jahr 1315 mit der Alten Sendlinger Kirche, dem Friedhof und den vielen ehemaligen bäuerlichen Anwesen ist heute noch zu erkennen. Zudem prägen Mietshäuser und genossenschaftliche Bauten das Stadtteilbild. Die Sendlinger behaupten, dass München ohne Sendling etwas fehlen würde. Wolfgang Peschel nennt in seinem Sendling-Buch ganze 111 Gründe, warum der Stadtteil der Nabel Bayerns ist. Darunter auch die tonnenschwere Bavaria - auch wenn die Theresienwiese heute streng genommen nicht mehr zum Bezirk Sendling gehört. Mit der Alten Sendlinger Kirche kann das Viertel dafür eine der ältesten Kirchen auf dem Stadtgebiet sein eigen nennen. Zudem wurde München im Mittelalter über Generationen hinweg von Adelsfamilien aus Sendling mitregiert.

Weltgeschichte schrieb Sendling dank der rebellierenden Oberländer, die von hier aus das österreichisch besetze München im spanischen Erbfolgekrieg 1705/06 zurückerobern wollten. Noch 1827 gehörten zur Steuergemeinde Sendling zahlreiche Orte von Pullach bis Planegg. Damals reichte Sendling von der heutigen Arnulfstraße über die Westendstraße bis nach Solln. Im 19. Jahrhundert eroberte München schrittweise Sendling - das Dorf wurde immer kleiner und die Stadt immer größer. Schließlich wurde Altsendling in die zwei Gemeinden Thalkirchen-Obersendling und Untersendling-Mittelsendling aufgeteilt, was die Sendlinger zähneknirschend hinnehmen mussten. Letztere wurde 1877 eingemeindet, 1900 wurden dann auch Obersendling und Thalkirchen München zugeschlagen.

Heute ist das ursprüngliche Sendling sogar in drei Bezirke aufgeteilt - in Obersendling-Thalkirchen-Forstenried-Fürstenried-Solln, Sendling-Westpark und den arg geschrumpften Bezirk Nummer sechs, das heutige Sendling. Dennoch spielt das Viertel immer noch eine wichtige Rolle für München: Hier ist die Großmarkthalle ansässig, die als drittgrößte Umschlagplatz für Obst und Gemüse in Europa die Münchner mit Vitaminen nährt. Das Heizkraftwerk an der Isar hält die Stadt warm. Ansehnlich sind die Schlote nicht gerade, dafür sind die schönen Altbauwohnungen in Sendling durchaus bezahlbar. Ein weiteres Plus: Einen Ausgleich zur dichten Bebauung im Norden bieten die vielen Grünflächen im Süden. Vor allem der Flaucher an der Isar ist unter Münchnern äußerst beliebt.

Daten und Fakten:

Fläche: Mit 393,88 Hektar ist Sendling der drittkleinste Stadtteil Münchens - nur Altstadt-Lehel und die Schwanthalerhöhe sind noch kleiner. Das liegt vor allem daran, dass das ursprüngliche Sendling in drei Bezirke aufgeteilt wurde. 102,24 Hektar davon - und damit ganze 26 Prozent - sind Erholungsfläche. Dazu kommen knapp neun Hektar Wasserfläche

Bevölkerung: Mit 38.567 Menschen, das entspricht drei Prozent der Münchner, ist Sendling ein mittelgroßer Stadtteil. Mit 98 Einwohnern pro Hektar ist vor allem der Sendlinger Norden relativ dicht besiedelt. Auch der Ausländeranteil ist mit 24,2 Prozent eher hoch

Verkehrsanbindung: Durch Sendling fahren die U3 und die U6 (Stationen: Implerstraße, Brudermühlstraße), am Harras hält auch die S-Bahn

Kultur und Bildung: In Sendling gibt es vier Bibliotheken und ein Theater, aber kein Museum oder Kino

Kinderbetreuung: In 35 Einrichtungen werden 1742 Kinder betreut

(Stand: 31.12.2009, mit freundlicher Unterstützung des Statistischen Amtes der Landeshauptstadt)

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Münchner Stadtteile: Sendling
:Der Nabel Münchens

Großmarkthalle, Heizkraftwerk, Flaucher: München ohne Sendling wäre kaum vorstellbar - denn dann müssten die Münchner auf Vitamine, Wärme und ihre liebste Erholungsmeile verzichten.

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