Münchner Philharmoniker:Valery Gergiev muss sich der Kritik stellen

Valery Gergiev soll bald Chef der Münchner Philharmoniker werden. (Foto: Marc Müller/dpa)

Putin-Unterstützer Gergiev soll Chefdirigent der Philharmoniker werden. Doch Kritiker halten ihn für nicht mehr tragbar - insbesondere seit er einen Appell zur Krim-Annexion unterschrieben hat. Jetzt muss sich der Russe in München erklären.

Der wegen seiner Putin-Unterstützung umstrittene designierte Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev, wird sich demnächst in München der Kritik stellen müssen. Es solle bei seinen nächsten Aufenthalten ein Gespräch mit Kulturreferent Hans-Georg Küppers und Intendant Paul Müller geben, teilte das Kulturreferat am Donnerstag mit.

Ziel sei es, Gergiev "die aktuelle Diskussion über seine Äußerungen darzustellen und ihn für die daraus resultierende Situation des Orchesters zu sensibilisieren". Das habe der Philharmonische Rat als beratendes Gremium des Orchesters nach intensiver Auseinandersetzung einvernehmlich beschlossen. Gergiev soll sein Amt beim Orchester der Stadt zur Spielzeit 2015/2016 antreten. Er wird dann der teuerste Angestellte der Stadt München sein.

Der Musikstar hatte bereits vor Monaten für heftige Debatten im Münchner Stadtrat gesorgt, als bekannt wurde, dass er sich in einem Interview mit einer niederländischen Zeitung wohlwollend über Russlands Anti-Homosexuellen-Propaganda geäußert hatte. Bei einem Auftritt mit den Philharmonikern war es zu heftigen Protesten der Rosa Liste und anderen Gruppieren vor dem Gasteig gekommen.

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Von Reinhard J. Brembeck

Für neue Irritationen sorgte Gergiev mit seiner Haltung zur Krise auf der Krim. Der russische Musikstar hatte einen Künstler-Appell zur Krim-Annexion unterschrieben und sich damit offiziell zur Politik Wladimir Putins bekannt. Die Grünen im Münchner Stadtrat hatten deshalb bereits vor einer Woche ein klärendes Gespräch zwischen Gergiev und Kulturreferent Küppers verlangt. Die Grünen betonten, wenn sich Gergiev nicht von dem Appell distanziere, sei er als künftiger Chef der Philharmoniker nicht tragbar.

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