Münchner Innenstadt:Von "schade" bis "tolle Chance"

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Rathauskoalition begrüßt Benkos Milliardeninvestition, doch OB Reiter dämpft die Freude

Von Heiner Effern, München

Die milliardenschweren Pläne der Signa-Gruppe von Investor René Benko für die Innenstadt stoßen bei der Rathauskoalition auf Zustimmung - doch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bremst die Euphorie. "Generell ist es natürlich schade, wenn immer mehr kleine, individuelle Läden verschwinden und großen Filialisten und Kaufhausketten Platz machen müssen", gibt der OB zu bedenken. Diesem Trend könne die Stadt aber wenig entgegensetzen. Gefragt seien die Verbraucher. Nur wenn sie die kleinen Geschäfte unterstützten, hätten diese "eine Chance zu überleben". Im Gegensatz dazu freuen sich die Spitzen von SPD- und CSU-Fraktion im Rathaus über die Pläne. "Wenn das alles finanziell machbar ist, bietet das durchaus eine tolle städtebauliche Chance", sagte der planungspolitische Sprecher der CSU, Walter Zöller. Er würde sich freuen, wenn der aus den Siebzigern stammende Anbau des Karstadts zwischen Hauptbahnhof und Stachus abgerissen würde. Für einen oder gar zwei Neubauten an dieser Stelle, wie sie die Immobilienfirma Signa erwägt, wünsche er sich einen "schönen internationalen Architektenwettbewerb". Auch der Chef der SPD-Fraktion, Alexander Reissl, sagte: "Wenn ich vom Bahnhof zum Stachus gehe, blutet mir nicht das Herz, wenn hier einer etwas unternimmt. Man könnte auch sagen: Es ist höchste Zeit." Am Donnerstag waren die Pläne bekannt geworden, wie Signa in München eine Milliarde Euro investieren will. Der Firma gehört das Kaufhaus Oberpollinger, das im Inneren komplett neu gestaltet werden soll, und Karstadt Sports in der Fußgängerzone. Am Karstadt am Hauptbahnhof ist sie zur Hälfte beteiligt, vom Freistaat hat sie zudem die Alte Akademie gekauft. Die will Signa umbauen, um dort Büros, Geschäfte und Wohnungen unterzubringen. Wie stark sie in den denkmalgeschützten Bau eingreifen darf, darüber verhandelt sie derzeit mit der Stadt.

Spektakulär ist der Plan, die Alte Akademie mit einem neuen Tunnel in den Autoverkehr einzubinden - er würde von dort zur Tiefgarage des Oberpollingers führen. "Eine pfiffige Idee", lobte Reissl, und auch CSU-Stadtrat Zöller betonte, dass es wichtig sei, die Autos aus der benachbarten Kapellenstraße zu halten. "Allerdings weiß ich noch nicht, wie das gebaut werden soll."

Die Grünen reagierten weniger euphorisch: "Wir haben schon ein mulmiges Gefühl, wenn so viele Flächen in der Innenstadt in einer Hand konzentriert sind", sagte ihr Planungspolitiker Paul Bickelbacher. Benko habe ja auch die Schrannenhalle gepachtet. "Aber so ist nun mal das Bodenrecht", sagte Bickelbacher. Reissl hingegen nannte die Investitionen "ein schönes Bekenntnis zu München". Die Sorge, dass der angestammte Einzelhandel in der Altstadt Probleme bekommen könnte, teile er nicht. "Benko bewegt sich nicht auf Flächen, auf denen er kleinen Einzelhändlern Konkurrenz macht."

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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