Münchner Innenstadt:Neue Hülle für die Kaufhof-Filialen

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  • Die Fassaden der Kaufhof-Filialen am Marienplatz und am Stachus werden derzeit energetisch saniert. Das Erscheinungsbild soll gleich bleiben.
  • Das Haus am Stachus war zu Beginn der Fünfzigerjahre der erste Kaufhausbau nach dem Krieg in München und steht heute unter Denkmalschutz.
  • Ein Reizthema ist die Architektur des Gebäudes am Marienplatz - hier musste im Weihnachtsgeschäft der Eingangsbereich gesperrt werden.

Von Alfred Dürr, Altstadt/Isarvorstadt

Die Immobilien der beiden Kaufhof-Filialen in der Innenstadt geben sich zur Zeit ziemlich bedeckt. Denn die Fassaden am Marienplatz und am Stachus sind hinter Gerüsten und Planen verborgen. Es geht um eine energetische Sanierung der Gebäudehüllen und auch darum, dass die Platten-Verkleidungen stabilisiert werden. Bei beiden Häusern handelt es sich um herausragende Beispiele der Münchner Nachkriegsarchitektur an städtebaulich exponierten Stellen. Der Kaufhof am Stachus steht sogar unter Denkmalschutz.

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Bis Freitagnachmittag dürfte die komplette Fassade des Kaufhofs am Marienplatz eingerüstet sein. Ein optischer Verlust? Für viele Münchner bleibt das Gebäude ein brutaler Eingriff in das Stadtbild.

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Die Architektur des Kaufhofs am Marienplatz, der 1972 eröffnet wurde, ist ein Reizthema ersten Ranges. Der von dem bekannten Nachkriegsarchitekten Josef Wiedemann entworfene Komplex gilt vielen bis heute als ein grober Eingriff in das denkmalgeschützte Ensemble der Altstadt. Andere wiederum sehen gerade dieses Gebäude, das den Jugendstilbau des Kaufhauses Roman Mayr ersetzte, als ein wesentliches Beispiel für das neue München. Ausgerechnet während des vergangenen Weihnachtsbetriebs hatte sich herausgestellt, dass einzelne Steinplatten an der Fassade nicht mehr fest verankert waren. Seitdem ist die Fassade eingerüstet, um die Befestigungen zu überprüfen und zu sichern. Wie lange diese Arbeiten dauern, steht noch nicht fest.

Der erste Kaufhausneubau nach dem Krieg

Eine besondere Bedeutung für die Münchner Baugeschichte hat auch der Kaufhof am Stachus, den Theo Pabst in Zusammenarbeit mit der Bauzentrale der Westdeutschen Kaufhof AG entworfen hat. Das achtgeschossige Hauptgebäude entlang der Sonnenstraße mit dem kleineren, fünfgeschossigen Block an der Bayerstraße war zu Beginn der Fünfzigerjahre der erste Kaufhausbau nach dem Krieg in München. Hier entstand ein markantes architektonisches Zeichen an einem der verkehrsreichsten Plätze im Zentrum der Stadt. Es bildete sozusagen das moderne Gegenüber zum Monumentalbau des Justizpalastes aus dem 19. Jahrhundert. Und der Neubau symbolisierte auf unübersehbare Weise auch den wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Krieg.

Nun wird die Naturstein-Fassade des Kaufhofs von Grund auf saniert und energetisch ertüchtigt. Voraussichtlich im Herbst sollen die Arbeiten an der mehr als 3000 Quadratmeter umfassenden Fläche abgeschlossen sein. Die Galeria Kaufhof GmbH investiert rund 3,5 Millionen Euro.

Entscheidend ist, dass trotz der umfassenden Sanierung nichts am bekannten Erscheinungsbild des Hauses verändert wird. Darauf achtet der Denkmalschutz sehr genau. Die bisherige Struktur der Fassadengliederung muss also beibehalten werden. Auch gut erhaltene Naturstein-Fassadenteile würden nach einer Aufbereitung und in Absprache mit der Denkmalschutzbehörde der Stadt wieder verwendet, sagt Geschäftsführerin Undine Weidener. Alle neuen Elemente würden genau die gleichen Abmessungen aufweisen wie die ursprünglichen Teile.

Neue Dämmung, neue Fenster, neue Türen

Die neue Hülle des Gebäudes bekommt eine Dämmschicht. Eine bessere Energiebilanz erwarten sich die Planer auch vom kompletten Austausch der rund 280 alten Fenster und Türen. Von der Optik her soll aber alles so aussehen wie früher.

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Eine solche Sanierung stelle einen Kraftakt dar, der vor allem von den Nachbarn großes Verständnis verlange, sagt Undine Weidener. Zugleich sei die Aktion aber auch ein sichtbares Bekenntnis zum Standort. Der Verkaufsbetrieb soll während der Bauarbeiten möglichst ohne große Beeinträchtigung weitergehen.

In früheren Zeiten war der Stachus die größte Verkehrsdrehscheibe der Stadt. Heute ist hier immer noch viel los, vor allem in den Verkaufsbereichen des Untergeschosses sowie in den S- und U-Bahnhöfen. Das Gewirr von Straßen und Trambahn-Gleisen ist aber längst aufgelöst. Der Stachus wirkt inzwischen "aufgeräumter". Und auch bei den drei markanten Großbauten an der Oberfläche gibt es deutliche Veränderungen. Der mächtige Justizpalast ist bereits vor einiger Zeit saniert worden. Nun kommt die aufgefrischte Fassade des Kaufhofs, und bald schon soll das Hotel Königshof abgerissen werden. Ersetzt wird es durch einen markanten Hotel-Neubau mit einer spektakulären Fassade.

© SZ vom 17.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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