Schwabing:Fahrradexport nach Rumänien

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Das Reisebüro als Radl-Umschlagplatz: Mitarbeiter eines Schwabinger Reisebüros schickten keine Urlauber nach Rumänien - sondern gestohlene Fahrräder.

Ekkehard Müller-Jentsch

Wem in letzter Zeit ein Fahrrad gestohlen wurde, der hält vielleicht vollkommen umsonst Ausschau nach dem Dieb, der damit durch München radelt. Denn möglicherweise ist das Rad schon längst zerteilt und auf dem Weg nach Rumänien. So sollte es auch mit den etwa 100 hochwertigen Rädern geschehen, die am Mittag des vergangenen Mittwochs die Polizei hinter einem Reisebüro am Wartburgplatz in Schwabing sicherstellten.

Die Ermittler wurden nach einem entsprechenden Hinweis auf das Reisebüro als Radl-Umschlagplatz aufmerksam. Ein 33-Jähriger Rumäne war gerade dabei, ein gestohlenes Rad für den Versand nach Rumänien zu verpacken. Er wurde zusammen mit einem 29-jährigen Mann, sowie dem 23-jährigen Geschäftsführer festgenommen. Die Diebe stahlen wohl in mehreren Dutzend Fällen Fahrräder im Stadtgebiet München und verfrachteten diese an die Rückseite des Reisebüros in Schwabing.

Mitarbeiter des Reisebüros machten die Räder Tags darauf versandfertig und zerlegten sie in ihre Einzelteile. Der Wert der Fahrräder wird auf 800 Euro aufwärts geschätzt. Sie wurden an konkrete Adressen in Rumänien geliefert. Die Polizei stellte vor Ort auch die entsprechenden Lieferscheine und andere Dokumente sicher. Um den Fall aufzuklären, schickte die Münchner Polizei bereits ein Ermittlungsgesuch nach Rumänien. Gestern erschienen die drei Rumänen vor dem Ermittlungsrichter. Der 33-jährige Mann hatte bereits im Vorfeld gestanden, dass er eine große Anzahl an Rädern aufgekauft hatte, obwohl er wusste, dass diese gestohlen waren.

Im vergangenen Jahr wurden in München durchschnittlich 14 Fahrräder pro Tag als gestohlen gemeldet. Insgesamt waren es 5053. Dabei hatten es Diebe besonders leicht, wenn die Räder mit einem billigen Schloss oder gleich unverschlossen abgestellt wurden. Schwieriger wird es, die Räder zu stehlen, die an einen schweren Gegenstand gekettet sind.

Die Fahrräder, die bei der Polizei als gestohlen gemeldet wurden, kamen selten wieder zu ihrem rechtmäßigem Besitzer zurück. Die Chance sein Bike wiederzubekommen steigt, wenn man das Rad bei der Polizei registriert hat. Dadurch bekommt das Fahrrad einen Aufkleber mit einer Nummer. Wird das registrierte Fahrrad gestohlen, kann die Polizei die vorher aufgenommenen Daten in eine Fahndungsdatei eingeben.

© SZ vom 27.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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