TU München:Mensa am Limit

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Die Zahl der Studenten wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Doch schon jetzt stößt die Mensa der TU München an ihre Grenzen. Und nun hat auch noch die Staatsregierung den geplanten Neubau auf Eis gelegt.

Martin Thurau

In der linken Hand der Pfannenwender mit der Frühlingsrolle, in der rechten die Kelle mit der süß-sauren Sauce. So kommt das "Tagesgericht 1" mit eingespielten Bewegungen auf das Mensa-Tablett. Gleich daneben gibt es - links, rechts - Hähnchenbrust mit Weinbrandsauce, weiter hinten Leipziger Allerlei und Kroketten.

Links die Frühlingsrolle, rechts die Chilisauce: Etwa 4200 Essen am Tag gibt die Garchinger Mensa aus. (Foto: Renate Schmidt)

Das geht schnell, schon ist der nächste dran; und trotzdem staut sich die Schlange vor der Essensausgabe weit zurück, die Treppe hoch bis ins obere Geschoss. Kein Wunder, es ist Mittagszeit auf dem Garchinger Gelände der Technischen Universität (TU) München, und die Mensa des Studentenwerks ist der einzige Ort weit und breit, an dem es warmes Essen gibt, schnell und billig - der Bauch von Garching gleichsam. Sonst gibt es nur ein paar Cafeterien.

Schon rund 10.000 Studenten und ein paar tausend Angestellte bevölkern den Campus, Tendenz deutlich steigend. Allein zum Wintersemester verzeichnet die TU ein Plus von 25 Prozent bei den Anfängerzahlen in Garching.

Doch schon längst arbeitet die Mensa am Limit. Ausgelegt ist der Bau auf etwa 3000 Essen am Tag, aktuell gibt die Mensa gut 4200 aus, und für die kommenden Jahre, wenn wegen des doppelten Abitur-Jahrgangs die Studentenzahlen dramatisch steigen, rechnet das Studentenwerk mit einer Nachfrage von mindestens 5300 Essen. Das Gebäude ist zudem gut 30 Jahre alt und auch technisch reichlich in die Jahre gekommen. Ein größerer Neubau ist deswegen geplant.

Das kleine Problem daran ist nur, dass diese Pläne derzeit auf Eis liegen, seitdem sich die Staatsregierung für die kommenden Jahre zu eisernem Sparen verpflichtet sieht und vor kurzem erst einmal für den Rest des Jahres eine Haushaltssperre verhängt hat. Studentenwerks-Chefin Ursula Wurzer-Faßnacht fürchtet nun, dass mit den drohenden Kürzungen auch im Wissenschaftshaushalt das Projekt auf Jahre hinaus blockiert sein könnte.

"Der Neubau muss kommen", sagt Wurzer-Faßnacht, "er ist für den Standort so wichtig wie die Institute." Seit fünf Jahren sei sie nun beim Studentenwerk, "seitdem diskutieren wir die Probleme mit der Mensa." Auch für die TU steht der Neubau nach eigener Aussage mit anderen Vorhaben "ganz oben auf der Liste". Wenn der Campus wachse, heißt es, müsse auch die Mensa wachsen.

Die Hochschule hat darum im Mai dieses Jahres einen Bauantrag gestellt, eine Prüfung hatte ergeben, dass ein neues Gebäude "wirtschaftlicher" sei als die Sanierung des alten. Das zuständige Wissenschaftsministerium hat ihn mit der Anmerkung "dringlich" versehen und an das Finanzressort weitergeleitet, einen Planungsauftrag gibt es bislang nicht.

Dabei drängt die Zeit, sagt Wurzer-Faßnacht, es müsse etwas passieren, bevor die Technik den Geist aufgibt. Beispiel Spülmaschine. Zwei solcher deckenhohen Monster arbeiten in dem gefliesten Raum gleich hinter der Essensausgabe. Klappernd fallen Tabletts und Suppenschüsseln, Messer und Gabeln vom Förderband gesäubert auf die Ablage - ein Getöse, dass das Personal Ohrschützer tragen muss.

Wenn eine der ebenfalls 30 Jahre alten Maschinen ausfällt, "steht der Mensa-Betrieb still", sagt Wurzer-Faßnacht. Mittlerweile gebe es keine Ersatzteile mehr, und es sei nur eine Frage der Zeit, bis es ernst wird. Bislang konnten die Techniker die Apparate bei Ausfällen immer noch "mit Ach und Krach" wieder in Gang setzen. "Aber was, wenn das mal nicht mehr gelingt?" Für Ersatz sei kein Geld eingeplant, außerdem würde es wohl ein Jahr dauern, bis das Unikat gefertigt und eingebaut sei. Zudem habe man bisher fest mit dem 30 Millionen Euro teuren Neubau gerechnet. Er könnte in drei Jahren stehen, sagt sie.

© SZ vom 04.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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