Schön, von Dir wieder zu hören. Ich hoffe, es geht Dir gut dort oben in Potsdam, was ja auch eine ganz schöne Ecke ist. Nun sind also die Agenturen wieder mal voll mit Deinem Namen.
Diesmal ist es nicht irgendeine Lottoshow, auch keine Ankündigung für eine Sensation bei stern TV, auch ist nicht der Überdruss an medialer Überrepräsenz Anlass der Meldungen. Nein, es ist Dein ganz persönlicher Hader mit der Stadt München, besser mit deren Bewohnern.
Sie hätten, so klagst Du nun 20 Jahre nach dem Ereignis, zu wenig Emotionen gezeigt. Zu wenig getanzt vor Freude. Zu wenig gejubelt vor Begeisterung, als die Mauer fiel in Berlin am 9.November. Kühl, zu kühl hätten die Münchner dies alles über sich ergehen lassen, hätten lieber gepennt anstatt an jenem Donnerstag einen Autocorso über die Leopoldstraße zu schicken.
Lieber Günther, ich weiß nicht, wo Du diesen Abend in München verbracht hat. Ich weiß nur, dass dies ein Abend war, den ich, und Freunde, die heute in Berlin arbeiten wie Du, nie vergessen werden.
Ich weiß, dass wir gebannt vor dem Bildschirm saßen, ungläubig, und ein bisschen traurig, 560 Kilometer von diesem Ereignis entfernt aufs Fernsehen angewiesen zu sein. Ich weiß, wie einer von uns dann Champagner aufgemacht hat, warmen, er war nicht kalt gestellt, aber das war dann auch schon egal. Und ich weiß, wie wir auf unserem Balkon getanzt haben und Richie Havens aufgelegt haben, der "Freedom" sang, wiederum 20 Jahre vorher, auf Woodstock.
Am nächsten Tag früh um sechs stand dann einer von uns auf und sagte: "Ich halte es nicht mehr aus, Ich fahr da jetzt rauf." Wir beneideten ihn, doch der Job rief.
Und es war womöglich das erste und einzige Mal, dass ich neidisch war auf die Stadt an der Spree, respektive auf ihre Bewohner. Das nur zum Thema Emotion, Mauer, München und Berlin. Hab eine schöne Zeit und stress Dich nicht zu viel.
