Spendersuche:Die Hoffnung bleibt

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Endlich wieder gesund sein: Noah, 12, hofft auf einen Spender. (Foto: privat)

Mit einer Typisierungsaktion wird versucht, einen Spender zu finden, um den todkranken Noah zu retten

Von Nicole Graner, München

Noah, 12, braucht Hilfe. Ganz, ganz schnell. Alle drei Reihen der Blutbildung funktionieren nicht mehr. Die Erythrozyten, die den Sauerstofftransport ins Gewebe ermöglichen, die Leukozythen (weißen Blutkörperchen), die Krankheitserreger abwehren, und die Blutplättchen (Thrombozyten) die für die Blutgerinnung zuständig sind, sind in ihrer Funktion stark gestört. "Noah hat eine Art Vorstufe zur Leukämie", sagt Hans Knabe, Chef der Stiftung Aktion Knochenmarkspende , "jede Verletzung ist für ihn gefährlich."

Momentan bekommt Noah alle zwei bis drei Tage Blutkonserven, um überleben zu können. Er ist müde und ohne Antriebskraft. "Man kann diese Störung nur noch reparieren, wenn die defekte Blutbildung komplett durch eine Chemotherapie zerstört und dann durch eine allogene Stammzellentransplantation erneuert werden kann." 25 Millionen Spender sind weltweit registriert. In diesem Pool hat man versucht, einen Spender für Noah zu finden. "Wir haben aber definitiv noch nicht den optimalen Spender gefunden", sagt Knabe. Optimal heißt: Den besten Spender zu finden, um möglichst eine Abstoßung des Transplantats zu verhindern. An diesem Samstag, 9. Mai, von 11 bis 16 Uhr, findet auf dem Marienplatz (Anmeldung), im Prunkhof des Münchner Rathauses, eine große, von der Aktion Knochenmarkspende Bayern (www.akb.de) initiierte Typisierungsaktion statt. 60 bis 70 Helfer sind im Einsatz, um Spendern Blut abzunehmen. Jeder gesunde Spender im Alter zwischen 18 und 45 Jahren kann Noah retten. "Blut wird deshalb abgenommen, damit auch der Status des Cytomegalievirus (CMV) abgefragt werden kann", sagt Knabe, "das geht nicht mit Wattestäbchen." Viele haben sich mit dem CMV infiziert, das bei gesunden Menschen kaum Probleme macht und Antikörper dagegen gebildet. Wenn das Immunsystem stark geschwächt ist - wie bei Noah - kann das Virus eine Erkrankung auslösen. Der Spender kann das Virus auf den Empfänger übertragen, der nach der Chemotherapie abwehrtechnisch nichts mehr zusetzen kann. Daher untersucht man den Spender, ob sich CMV- Antikörper im Blut befinden.

Die Blutentnahmen an diesem Samstag werden sofort ausgewertet und an das zentrale Register weitergeleitet. Ist ein Spender mit hoher Übereinstimmung gefunden, wird er informiert und Noah auf die Transplantation vorbereitet. Der Spendewillige wird untersucht und über die zwei Möglichkeiten der Stammzellenentnahme informiert: Aus dem Beckenkamm werden unter Vollnarkose Teile des Knochenmarks entnommen. Bei der peripheren Blutstammzellenspende bekommt der Spender ein Medikament gespritzt, dass die Zellen stimuliert, aus dem Knochenmark ins Blut überzugehen. Das Blut wird, um die Stammzellen zu erhalten, zentrifugiert. "Jetzt aber hoffen wir sehr, dass wir einen Spender für Noah finden", sagt Knabe, "es ist eine Chance."

© SZ vom 09.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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