"Mona":Auf Kundensuche

Lesezeit: 3 min

Ein Jahr nach der Eröffnung des Nahversorgungszentrums "Mona" an der Pelkovenstraße herrscht gähnende Leere. Derzeit wird mit Hochdruck an einem neuen Mieterkonzept gearbeitet

Von Anita Naujokat, Moosach

Nur wenige Kunden sind an diesem gewöhnlichen Oktober-Montagnachmittag im Nahversorgungszentrum "Mona" an der Pelkovenstraße zu sehen. Kein Mensch sitzt an einem der Tische der Gastrobetriebe draußen auf den Terrassen, obwohl es spätsommerlich warm ist. Während auf der Hanauer und Pelkovenstraße Passanten über die Kreuzungen und zu den Bushaltestellen wuseln, verlieren sich nur wenige im Inneren.

Kundenflaute, Leerstand, falsche Versprechen, ungünstiger Branchenmix, kein erkennbares Konzept, zu wenig Außenwirkung, zu große Konkurrenz wegen des benachbarten Olympia-Einkaufszentrums (OEZ): Die Klagen der Mieter ein Jahr nach der Eröffnung sind vielfältig. Nur einer von vier Gastrobetrieben hat sonn- und feiertags noch geöffnet; die anderen geben an, sich das Personal wegen zu geringen Umsatzes sparen zu müssen. Einige Geschäftsleute zahlen keine Miete mehr - aus Protest, oder weil sie es sich nicht mehr leisten können. Für manche geht es um die pure Existenz.

Anwälte sind eingeschaltet. Die Situation wirkt unübersichtlich: Dem einen Mieter kommt das Management entgegen, dem anderen wird die Miete gestundet, ein Dritter berichtet, zur Zahlung aufgefordert worden zu sein. 600 bis 800 Arbeitsplätze in Büros und Praxen, von denen sich manch ein Geschäftsinhaber gute Dauerkunden erhofft hatte, waren versprochen worden. Eine Büroetage des Centers soll dem Vernehmen nach jetzt komplett zu einem Fitnesscenter werden. "Glauben Sie, dass die nach ihrem Sport dann noch zum Essen vorbeikommen?", fragt ein Ladeninhaber. "Ein Drama", meint ein anderer, "der einzige, der noch verdient, ist der Parkhausbetreiber." Auch Aldi-Süd hatte sich in einem der Süddeutschen Zeitung vorliegenden Schreiben beim Management über die Situation beschwert.

Nix los: Kaum jemand verirrt sich ins "Mona". (Foto: Alessandra Schellnegger)

Dabei klang das Konzept zur Eröffnung vor einem Jahr noch sehr gut: Geschäfte, Büros, Arztpraxen und Lokale unter einem Dach. Ein lebendiges Center sollte es werden, das die in Moosach nicht gerade sehr üppige Gastro-Szene auch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten beleben sollte. "Was meinen Sie, was das für Bild abgibt, wenn neben jedem Eingang ein leerer Laden ist", fragt einer der Mieter. Auch der Mix stimme nicht: Wer mit seiner Frau nicht eine Stunde im Wollgeschäft verbringen wolle, habe als Alternative gerade mal einen Handyladen und ein Elektronikgeschäft. "Und das war's", kritisiert ein im Center tätiger Mann.

Als sogenannte Ankermieter waren neben Aldi auch Tengelmann und die Drogeriekette dm gewonnen worden. Allein für diese Läden hatten Planer und Bauherr mit täglich 5000 bis 10 000 Besuchern gerechnet. Mögliche Konkurrenz vom benachbarten Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) wiesen sie seinerzeit von sich. Im Gegenteil - das Sortiment ergänze sich, und es gebe Synergieeffekte: "Wir haben den Schwerpunkt Nahversorgung und Geschäfte, die es im OEZ nicht gibt." Doch schon allein bei den Parkgebühren ist das OEZ um ein Vielfaches günstiger als die kleine Schwester in der Nachbarschschaft.

Herbert W. Brittinger, Center-Manager (links), und Stefan Ziegler, Geschäftsführer der Eigentümergesellschaft, suchen nach Lösungen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Auch das Center-Management und der Eigentümer KGAL räumen ein, dass die Lage derzeit nicht zufriedenstellend sei. Das Mona werde weniger gut besucht als erwartet. Im August und September, schwierige Ferienmonate, sei man mit täglich 4500 Besuchern noch unter der niedrigsten Prognose gewesen. Man wisse, dass neue Einzelhandels- und Gastroprojekte in der Regel eine Anlaufzeit von 15 bis 24 Monaten benötigten. "Dass es so schwierig ist, hätten wir allerdings nicht erwartet", sagt Stefan Ziegler, Geschäftsführer der KGAL. Die KGAL hatte das Center erst im Dezember mit allen Mietern als Eigentümer vom Projektentwickler und Vorbesitzer Horus und Salvis übernommen. Dieser sei auch noch bis März kommenden Jahres für die Vermietungen verantwortlich. Derzeit gibt es zwölf Geschäfte und vier Bistrobetriebe. Sieben Flächen stehen leer, eine wird befristet für eine Kunstausstellung genutzt. Anders als kolportiert seien bis 1. Dezember aber so gut wie alle Büros vermietet.

Derzeit werde mit Hochdruck an einem neuen Mieterkonzept gearbeitet. Einzelheiten dazu wollten Ziegler und Centermanager Herbert W. Brittinger noch nicht nennen, auch nichts zum Fitnesscenter. Beide zeigten sich aber zuversichtlich, dass das neu erarbeitete Konzept die Leerstände beim Einzelhandel im Laufe des kommenden Jahres beseitigen werde. "Für uns ist Mona eine Immobilie mit hohem Zukunftspotenzial", sagt Ziegler, eindeutige und einfache Lösungen gebe es aber nicht. Konzepte müssten ausprobiert, bestimmte Dinge, selbst eine einfache Beschilderung im öffentlichen Raum, benötigten Zeit. Auch beim Thema Parkgebühren sei man in Verhandlungen mit dem Betreiber über eine Art Gutschein-Kontingent. Zudem suche man gezielt Kontakt zu den Moosacher Vereinen, um einen Draht im Viertel aufzubauen. Einer Werbegemeinschaft würde die KGAL ein Budget zur Verfügung stellen, bei dem die Mieter mitentscheiden könnten, wofür es ausgegeben wird. Zustande gekommen ist sie aber noch nicht.

Einige Geschäftsleute zahlen keine Miete mehr - aus Protest, oder weil sie es sich nicht mehr leisten können. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Einig sind sich Vermieter und Mieter in ihren Äußerungen zumindest in dem Punkt, dass der Standort eigentlich attraktiv und auch die Gestaltung gelungen ist. Jetzt müssen nur noch die Kunden kommen.

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: