Mitten in Obermenzing:Die Stunde der Falken

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Der S-Bahnhof Obermenzing ist einer der schmutzigsten der Stadt - immerhin aber gibt es Akteure, die sich für Verbesserungen stark machen

Von Jutta Czeguhn

Das hört sich nach einem Fall für die Falken an. Doch bevor sie akustisch die Lufthoheit über den Obermenzinger S-Bahnhof bekommen, hat noch einmal ein anderer das Wort: der Landtagsabgeordnete für den Münchner Westen Otmar Bernhard (CSU). Sein Schreiben an Klaus-Dieter Josel (es handelt sich um den "Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für den Freistaat Bayern", der wahrscheinlich täglich waschkörbeweise Briefe bekommt) sollte man am besten mit lauter Stimme vorlesen, denn aus den Zeilen sprechen donnernder Groll und Entrüstung: "Die Verschmutzungen sind wirklich massiv und aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen so nicht mehr hinnehmbar."

Wer den Hintergrund für Bernhards Brandbrief nicht kennt, weil er dort nie aussteigen muss, es sei denn, er ist aus Versehen in die S 2 eingestiegen und über Laim hinausgefahren: Der S-Bahnhof Obermenzing ist einer der schmutzigsten der Stadt und wahrscheinlich im gesamten Netzbereich - nur Berg am Laim ist hier ein sehr ernst zu nehmender Konkurrent. Vor allem der Taubendreck kostet die Obermenzinger Fahrgäste täglich Überwindung, ganz abgesehen vom Gestank auf den Treppen, den überquellenden Mülleimern . . .

Noch im vergangenen Oktober schien ein Ende des Ekels in Sicht. Die Stadtbezirkspolitiker waren in die Offensive gegangen und hatten direkt auf dem Bahnsteig alle zuständigen Entscheider versammelt, die sofort Putzkolonnen losschicken und Taubenvergrämungsmaßnahmen einleiten könnten: Heiko Hamann, Leiter des Bahnhofsmanagements München, war da, ebenso ein Herr vom städtischen Baureferat. Während die S-Bahnen so vorbeirauschten, wurde über Zuständigkeiten diskutiert, aber auch Problembewusstsein beteuert. Zudem war von einem neuen Reinigungsbetrieb die Rede. Die Obermenzinger schöpften Hoffnung, doch die Tauben schi. .en ungestört weiter.

Klaus-Dieter Josel sollte sich nun den Brief von Otmar Bernhard zu Herzen nehmen. Er könnte via Lautsprecher Falkenschreie über den Obermenzinger Bahnhof schicken. In Pasing drüben soll das die Tauben schon schwer beeindruckt haben.

© SZ vom 18.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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