Mitten in München:Wer will denn so kleinlich sein?

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Die Allianz-Arena macht Station im Kunstareal - buchstäblich

Von Alfred Dürr

Das hat dem Kunstareal in der Maxvorstadt gerade noch gefehlt. Jede Menge Museen und andere Kultureinrichtungen gibt es rund um den Königsplatz und die Pinakotheken - und jetzt will sich hier auch die Allianz-Arena breit machen. Natürlich zieht nicht das Fröttmaninger Fußballstadion in die Innenstadt, aber immerhin verschwindet der weithin sichtbare Schriftzug "Allianz Arena" von der glänzenden Haut der spektakulären Sportstätte und findet während des bevorstehenden Kunstareal-Festes vor der Pinakothek der Moderne seinen Platz.

Zehn Jahre nach Eröffnung des Stadions muss der tonnenschwere und fast 40 Meter lange Schriftzug gründlich renoviert werden, damit er zur nächsten Fußball-Saison wieder ganz frisch strahlt. Auf dem Weg in die Werkstatt macht das Markenzeichen Halt im Kunstareal. Aber ist das überhaupt erlaubt? Das Signet ist ja auch eine gigantische Werbebotschaft für ein führendes deutsches Versicherungsunternehmen.

Kunst und Kommerz - zu diesem Thema gäbe es eine Menge zu sagen. Nur soviel: Schon 2006 hatte es Krach um die riesigen zwölf Leuchtbuchstaben gegeben, als am Haus der Kunst in der Prinzregentenstraße das Signet prangen sollte. Dort fand eine Ausstellung des Architekturbüros Herzog und De Meuron statt, das den "Schwimmreifen" in Fröttmaning entworfen hatte. Die Stadt sperrte sich zunächst und wollte keine Genehmigung erteilen - der Reklameaspekt stehe nämlich zu sehr im Vordergrund.

Aber wer will denn so kleinlich sein? Die Aktionen von damals und auch von heute sind Happenings der besonderen Art: Das Haus der Kunst und jetzt das Kunstareal sollten sich durch die Allianz-Arena-Installation in einen völlig neuen Ort verwandeln. Und der Schriftzug, der gar nicht hierher gehört, sollte Assoziationen zu dem Ort, zur Architektur, zu Design oder zur Geschichte wecken. Wenn das mal keine große Kunst ist! 2006 kam der Schriftzug also schließlich doch aufs Dach des Hauses der Kunst. Diesmal regt sich erst gar keiner auf. Warum auch? Werbung für das Kunstareal in der Maxvorstadt ist immer gut.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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