Mitten in Laim:Du bist so peinlich...

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Beim Faschingstreiben auf dem Laimer Anger war das Kinderkarussell bislang kostenlos. Das soll sich ändern. Wegen des Verhaltens der Eltern

Von Andrea Schlaier

Es kann alles sein: der Abschiedskuss vor Freunden oder der gar nicht mal so unlustige Witz. Von einem Tag auf den andern verpassen einem die eigenen Kinder in der eher unrunden Phase ihrer jugendlichen Reifezeit ein Etikett, das klebt wie Kaugummi unter der Schulbank - Eltern sind ab sofort "peinlich".

Selig die Zeiten, als die Kleinen noch mit dickem Windelpopo an der eigenen Hand wankten, urplötzlich ein entschiedenes "haben" krächzten und einen kerzengerade zu diesem "haben" zerrten. Passanten schenkten den Eltern heiter mitfühlende Blicke. Peinlich war da noch eine Vokabel der Zukunft.

Auch Christine Rygol, Präsidentin des Faschingsclubs Laim, würde Erziehungsberechtigte von Kleinkindern nicht als blamabel bezeichnen. Schließlich gehören sie zu den treuen Besuchern des Faschingstreibens auf dem Laimer Anger, das Rygols Verein jedes Jahr mit allerlei närrischem Spaß bietet. Dazu zählt auch ein putziges Kinderkarussell. Auf Drängen des Bezirksausschusses, der das Programm bezuschusst, sollen die Kleinen dort kostenlos ihre Runden drehen dürfen. Rygol bat die Stadtviertelpolitiker jetzt aber, künftig "wenigstens wie früher ein Fuffzgerl" dafür verlangen zu dürfen. Wegen der Eltern.

"Das wird immer schlimmer. Die parken ihre Kleinen dort und gehen einfach", erzählt die Faschings-Präsidentin, "nach drei, vier Runden steht dann das Kind auf, will runter, die Eltern sind aber weg." Also machen sich die Veranstalter mit einem fremden Steppke an der Hand auf die Suche. "Dann haben wir noch die, die sich partout auf das Karussell setzen wollen, obwohl das für Erwachsene gar nicht erlaubt ist, aber ihr Kind gehe ohne die Mama nicht drauf." Sie müsse zwei Leute am Karussell abstellen, "einen, der den Stopp-Buzzer drückt, wenn ein Kind runter rutscht und keine Eltern da sind und einen zweiten, der das Kind auffängt".

So viele Ehrenamtliche, wie sie rund um das Fahrgeschäft brauche, habe sie nicht, der Fahrpreis "könnte da helfen". Spitzenidee, schallt's aus dem Bezirksausschuss. Schämen könnten sich die heutigen Windelkinder für ihre Eltern in zehn Jahren immer noch.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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