Mitten in Haidhausen:Gut' Ding will Weile haben

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Zwei Stromkästen sollen weichen. Die Entscheidung, ob sie das dürfen, dauert lang - sieben Jahre

Von Johannes Korsche

Sieben Jahre sind eine lange Zeit. Zur Erinnerung: Vor sieben Jahren begann US-Präsident Barack Obama seine erste Amtszeit, Michael Jackson starb, ein Erdbeben verwüstete die italienische Stadt L'Aquila. Ewigkeiten her. War da noch was? Ach ja, der Bezirksausschuss Au-Haidhausen verabschiedete damals einen Antrag, dass rund um die Grundschule Mariahilfplatz aufgeräumt werden soll.

Unter anderem sollten zwei Stromkästen auf die Rückseite der Schule in die Bus-Wartehalle "Mariahilfplatz" umziehen. Das reiht sich, zugegeben, nicht auffällig in die Weltchronik des Jahres 2009 ein. Trotzdem wirkt dieser Wunsch bis heute nach. So sehr, dass man im Bezirksausschuss am Mittwochabend laut über eine "Dienstaufsichtsbeschwerde" nachdachte, wie Barbara-Sylvia Schuster von der SPD. Barbara Schaumberger (CSU) sprach dem Referat für Bildung und Sport dagegen ironisch anerkennend "sportlichen Einsatz" zu. Der Grund: Vor gut zwei Wochen bekamen sie auf ihren Wunsch eine Antwort. Sieben Jahre später. Ein kleiner Hinweis: Kinder, die geboren wurden, als der Bezirksausschuss die Straßenecke auf Vordermann bringen wollte, besuchen inzwischen eben jene Grundschule am Mariahilfplatz.

Klar, es heißt: "Gut Ding will Weile haben" und "Bürokratische Mühlen mahlen langsam." Die unfreiwillige Entschleunigung durch Bürokratie und Verwaltung ist sprichwörtlich. Und weitreichende Entscheidungen müssen wohl überlegt werden. Und wie lautet die Antwort, deren Schöpfung sieben Jahre gedauert hat? "Die beiden Stromkästen gehören laut Recherche weder dem Baureferat noch den Stadtwerken München", heißt es da. Ach? Gut zu wissen. Aber, das muss man anerkennen, in detektivischer Arbeit wurde ermittelt, dass die Kästen "aller Voraussicht nach" Eigentum der Telekom seien. Dies eindeutig zu klären, wäre wiederum ganz interessant gewesen - für den Fall, man wollte die Stromkästen tatsächlich versetzen. Zum Glück lehnt das Schulreferat den gewünschten Umzug ohnehin ab.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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