Mitten in Haidhausen:Game of Thrones am Pub-Tisch

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Es gab eine Zeit, da war in einem Haidhauser Pub immer montags ziemliches Gedränge: Allerlei Kampfteams traten zum Quiz gegeneinander an. Der Spaß kam mit dem Aufkommen der Smartphones abhanden, mit denen heimlich nach den Lösungen gegooglet wurde. Jetzt erlebt das Montagsspiel im Pub eine Reannaissance - mit einer besonderen Form von Monopoly

Von Jutta Czeguhn

An der holzgetäfelten Wand hängt noch - offenbar vom Vorabend - die Ranking-Liste mit den Namen der Mannschaften. Nicht völlig versagt, so liest man, haben "Bernie and the others" oder heißt es "otters"? Bernhard und seine Fischotter? Früher war man oft hier zum Quiz im Pub in Haidhausen. Die Kampfnamen, die sich die Tisch-Teams gaben, waren damals schon blödsinnig kreativ. "Agatha Quiztie" etwa oder "Blitzkrieg Bob", ein Nom de guerre alter britischer Schule. Wer wer war, blieb - dem Gedränge im engen Pub oder den zahlreichen Guinness geschuldet - irgendwie im Dunklen.

So war es eine reine Mutmaßung, die Blitzkrieger könnten ein schon reichlich angegrauter Herrentisch sein, der sich vorzugsweise am Eingang postierte. Das war strategisch nicht ungeschickt, denn unweit von dort thronte stets auch der Quiz-Master, eine vom Leben mit Körpergewicht und Autorität beschenkte Erscheinung. Ein Sandalen-Apostel, der auch im Winter nie Socken trug. Damals kamen dann langsam die ersten Smartphones auf, heimlich wurde unter den Tischen nach den Quiz-Lösungen gegoogelt, das war dreiste Schummelei. Und so ging schleichend der Spaß verloren, das Tisch-Team verlor sich aus den Augen und irgendwann kam dann die Nachricht, dass der Quizmaster nicht mehr war.

Doch das Montagsquiz gibt es offenbar immer noch. Und auch sonst kommt man im Pub wohl gerne zum Spielen zusammen, ganz analog ohne Video-Game-Console. Am Nebentisch rücken sie gerade dicht zusammen. Die fünf Mittzwanziger suchen nach einem Abstellplatz für ihre Guinness-Gläser, denn auf ihrer kleinen Bistrotischplatte haben sie ein Brettspiel aufgebaut. Nach ein paar Minuten ist die Würfelei auch schon im Gange, Figuren springen im Karree übers Feld, Spielkarten werden gezogen, Papiergeld verteilt. Moment, die Youngster werden doch nicht hier im Pub diesen Kapitalistenschwein-Klassiker spielen, Hotels auf Parkstraße und Schlossallee türmen wie Donald Trump seinen Tower auf die Fifth Avenue? Irgendwie aber sehen die Figürchen seltsam aus. Ein Wolf, eine Krone, ein Rabe, ein Kriegertorso. "Was spielt ihr denn da?", will man schließlich wissen. "Ähm, das ist Game of Thrones-Monopoly".

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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