Mitten in Hadern:Die Leitung lebt wieder

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Wes seinen Telefon- und Internet Anbieter wechseln möchte, erlebt schon mal böse Überraschungen

Von Berthold Neff

Wer einen Wechsel vornimmt, erhofft sich davon meist eine Wende zum Guten. Der kriselnde Fußballverein will, nachdem er den Trainer entlassen hat, mit dessen Nachfolger zumindest den Relegationsplatz erreichen. Wer auch im Winter halbwegs sicher über die Straßen kommen will, sollte den Reifenwechsel nicht verpassen und auch den Wildwechsel nicht außer Acht lassen, nämlich jene Wege, die von Wildtieren und Wild genutzt werden und vor denen die Straßenverkehrsordnung per Verkehrsschild warnt.

Wer hingegen nur seinen Telefon- und Internet-Anbieter wechseln möchte, wird nur unzureichend auf die Folgen hingewiesen. Nun gut, es gab ein paar Schwarzseher, die nur mitleidig lächelten, als man ihnen frohlockend mitteilte, dass der Wechsel vom Telefon-Platzhirsch zum lokalen Herausforderer am 26. Oktober über die Bühne gehen werde. Und das Beste, so fügte man hinzu, "ich muss dafür gar nicht zu Hause sein, die machen das ohne mich".

Taten sie aber nicht. "Sie sind verschaltet", hieß es am Abend bei der Hotline des neuen Anbieters. Der alte, so der neue, müsse die Schaltung korrekt vornehmen, dann werde der Wechsel klappen. War aber noch immer nicht so. Ein Techniker kam, maß und war ratlos. Im Prinzip aber, so resümierte er nach längerem Stöpseln, "sind Sie i. O". Später begriff man, dass er sich mit diesem Gebilde am Muster von "k.o" orientierte; von einem "knock-out" war aber noch nicht die Rede, sondern nur davon, dass alles "in Ordnung" sei.

War es aber nicht. Es wurden, von Technikern in wechselnder Besetzung, weitere Messgeräte ein- und ausgestöpselt, aber die Leitung blieb tot. So tot, dass selbst den neuen Anbieter das Grauen packte und er resignierend ein Sonderkündigungsrecht anbot. Aber was, wenn auch der nächste Anbieter über dieses Hindernis in der Leitung stolpern würde? Hätte dies zur Folge, dass man für immer und ewig ausgeschlossen wäre aus der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts? Dass man wie einst Philipp Reis versuchen müsste, "die Tonsprache selbst direct in die Ferne mitzutheilen", also telephonieren müsste wie vor 150 Jahren?

Nun, die beiden Telefongesellschaften beschlossen, wohl auch wegen einer etwas dringlichen E-Mail des Möchtegern-Kunden, die geballte deutsche Ingenieurskunst aufzubieten. Man schritt zur konzertierten Aktion, um auf der Leitung vom Amt bis zur Guardinistraße den leidigen Fehler zu entdecken. Der paritätisch besetzte Technikertrupp, der zweieinhalb Wochen nach dem angestrebten Wechsel aufmarschierte, entdeckte gleich deren zwei. Kein Wunder, dass da nichts mehr lief. Beim Fußball reicht schon ein Wechselfehler, um das Spiel mit 0:3 zu verlieren. Die Techniker indes landeten den Anschlusstreffer, die Leitung lebt wieder.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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