Mitten in der Maxvorstadt:Banknoten mit Botschaft

Lesezeit: 1 min

Geballte Frauenpower auf Geldscheinen zeigt die Bundesbank bei einer Ausstellung mit Arbeiten der Künstlerin Maria Odilia Ostertag-Allwicher

Von JÜRGEN WOLFRAM

Wohin Sie auch kommen - die Gender-Debatte ist schon da. Fragt sich nur, wem sie noch nicht auf die Nerven geht. Deshalb knapp zur Klarstellung: Man muss kein rauflustiger Gewerkschafter sein, um ungleiche Bezahlung bei gleicher Leistung skandalös zu finden. Und es muss erlaubt sein, Frauen für ihre sensitive Klugheit zu bewundern, dünne Luft gezielt zu meiden. Sich lieber sozial zu erden, als den Blick begehrlich aufs obere Ende der Karriereleiter zu richten. Wie auch immer: Mit Esprit lässt sich bestimmt ein Weg finden, die Wertschätzung des Weiblichen sicherzustellen.

Die Methode der Malerin und Grafikerin Maria Odilia Ostertag-Allwicher besteht darin, Frauenbildnisse von Banknoten künstlerisch aufzubereiten. 66 dieser Geldschein-Konterfeis hat sie schon von Flohmärkten und Numismatikern zusammengetragen und in selbstkolorierte Porträts verwandelt. Zugleich liefert sie den Beweis, dass Frauen aller Kontinente und Zeiten Außergewöhnliches vollbracht haben, Mut bewiesen, kurz: zu Vorbildern wurden. Über Geld und Einfluss verfügten viele von ihnen sowieso, man denke an die Königinnen Elisabeth II. oder Paola von Belgien.

Müsste diese magische Mischung aus Zahlungsmitteln, Kunst und Verehrung nicht jeder Gleichstellungsbeauftragten zur Erbauung gereichen, den ignorantesten Macho kurieren? Jedenfalls hat sie die Deutsche Bundesbank begeistert. Sie kaufte die Werke an und zeigt die geballte Frauenpower, verpackt zu einer Ausstellung ("Die berühmten Frauen der Banknoten"), nun in der Eingangshalle ihrer Niederlassung an der Ludwigstraße. 2016 geht die Schau auf Tournee durch andere Filialen in Bayern. Vorerst jedoch wird sie in jenem Prachtbau präsentiert, in dem einst die österreichisch-ungarische Kaiserin Sisi zur Welt kam. Mehr Hommage an die brillanten Frauen der Geschichte geht kaum. Leider versteht die Zentralbank ihre Ausstellung eher als internes Fortbildungsangebot. Ob schon alle Abteilungsleiter vorbeigeschaut haben?

© SZ vom 11.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: