In halb Europa werden gerade Zäune gebaut, damit Flüchtlinge an den Grenzen besser abgewiesen werden können. Nicht nur in Freiburg und nicht erst seit Köln brauchen Menschen mit dunklerer Hautfarbe oft gar nicht erst zu versuchen, eine Diskothek zu betreten. In der Münchner Innenstadt steht am Dienstagabend ein Security-Mitarbeiter an der Eingangstür eines großen Sportgeschäfts und erklärt zwei Männern, dass sie leider nicht zum Räumungsverkauf zugelassen werden. Der sei an diesem Tag nur für Stammkunden mit Kundenkarte, erklärt er mit deutlichem Akzent, aber höflich und in korrektem Deutsch.
Das weckt den Wutbürger in dem Sportsfreund, der ausweislich seines Business-Outfits direkt aus dem Büro oder der Kanzlei hierher geeilt ist und sich nun seines Menschenrechts auf Rabattaktionen beraubt sieht. "Ich bin doch Stammkunde. Warum tun Sie uns hier diskriminieren?", blafft er akzentfrei, aber mit einer Grammatik, die sonst nur Dreijährige pflegen. Seine Stimme überschlägt sich fast ob so viel Ungerechtigkeit.
Man selbst war schon länger nicht mehr in dem Laden und hat am Morgen vergeblich nach der Kundenkarte gesucht, ohne die hier jetzt nichts geht. Trotzdem hat man auf dem Heimweg noch schnell vorbeigeschaut, in der Hoffnung, dass sie es schon nicht so genau nehmen werden. Aber jetzt schämt man sich beinahe, in einer Reihe mit dem Mann zu stehen, der sich so aufplustert, weil er nicht zu den Wühltischen vorgelassen wird. Andererseits kann man sich einer gewissen Genugtuung darüber nicht erwehren, dass dieser offensichtlich von Selbstzweifeln freie Zeitgenosse auch einmal erlebt, wie es sich anfühlt, wenn man plötzlich zu der Sorte von Menschen gehört, für die es hie und da heißt: Wir müssen leider draußen bleiben.