Meine Woche:Schottisches Crescendo

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"Wer den Taktstock hat, bleibt." Seit 37 Jahren dirigiert Bob Ross den Blechschaden mit britischem Humor. (Foto: Ulrich Haas)

Der Dirigent und Hornist Bob Ross spielt bei "Klassik am Odeonsplatz", hat aber auch sonst viel zu tun, bis für die anderen die Ferien beginnen

Von Margarethe Gallersdörfer

Viel zu tun? Wer nicht weiß, wie wieder alles klappen soll, kann sich mal mit Bob Ross unterhalten. Nein, nicht mit dem Fernsehpinsler - mit Münchens Bob Ross, 61 Jahre alt, Schotte, Dirigent des Bläserensembles "Blechschaden" und Hornist bei den Münchner Philharmonikern. Seit 40 Jahren spielt er in deutschen Orchestern. Mit den Münchner Philharmonikern wird er am kommenden Sonntag, 12. Juli, um 20 Uhr bei "Klassik am Odeonsplatz" Carl Orffs "Carmina Burana" aufführen.

Bob Ross' Woche ist - abwechslungsreich. Tagsüber Horn üben. "Das ist schwieriger als Dirigieren - Dirigieren kann man an einem Nachmittag lernen." Sagt er. "Wirklich! Ich habe einen Dirigierpreis in meiner Musikschule in Glasgow gewonnen, ohne eine Stunde Unterricht. Ich habe einfach die Bewegungen des Dirigenten André Previn kopiert, den ich im Fernsehen gesehen hatte." Jahre später sei er Previn persönlich begegnet und habe ihm die Geschichte erzählt. Previn ließ sich Ross' Urkunde zeigen, dann nahm er ihm die Hälfte des Preisgeldes ab - zehn Pfund. "Netter Kerl!", sagt Ross begeistert.

Am Dienstagabend will er bei den englischsprachigen Proben der "English-Speaking Music Ensembles" (ESME) vorbeischauen - Münchner Freizeitmusiker, die ihr Englisch verbessern wollen. "Eine super Sache", findet Ross. Dann schnell weiter: Sohn John hat Geburtstag, er wird 33. Heimliche Hauptperson der Feier ist aber Ross' erster Enkel Lewis, knapp sechs Monate alt. Ihm zu Ehren trifft sich die Familie im Georgenhof: "Da gibt es einen Wickeltisch", sagt der Opa.

Die Proben der Philharmoniker für ihren Auftritt am Sonntag bei "Klassik am Odeonsplatz" beginnen am Freitag. Abends dirigiert Ross um 20 Uhr "Blechschaden" im Brunnenhof der Residenz. Wird knapp: Die Mitglieder des Ensembles sind wie Ross bei den Münchner Philharmonikern. "Wir proben bis Viertel vor acht und kommen dann wie die GSG 9 runter zum Brunnenhof." Nach einer weiteren Probe am Samstag erholt sich Ross zu Hause in Waldperlach, am liebsten in seinem persönlichen "Central Park", dem Waldheimplatz. Ausgeruht geht es am Sonntagnachmittag zur finalen Probe auf dem Odeonsplatz. "Das ist immer lustig: Wenn die Kontrabässe für den Soundcheck einstimmen, dann fangen die Hunde an zu bellen." Um 20 Uhr beginnt dann die "Carmina Burana", danach gehen die Sommerferien los. Aber nur für die Philharmoniker, nicht für Ross. Der macht sich mit "Blechschaden" ans nächste Projekt: Eine Weihnachts-CD.

© SZ vom 06.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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