Meine Woche:Probefahrt mit dem "Easy Rider"

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Gunda Krauss berichtet von ihren Abenteuern auf dem Dreirad-Cabrio. (Foto: Robert Haas)

Gunda Krauss konnte nach einer Hüftoperation kaum mehr laufen. Doch dann entdeckte sie ein dreirädriges Fahrrad als Fortbewegungsmittel - und fuhr damit von München nach Rügen. Inzwischen gibt sie sogar minderjährigen Flüchtlingen Radl-Kurse

Von Helena Ott

Mobil sein: Das ist ihr zentrales Thema. Wie wichtig es ist, sich frei bewegen zu können, hat Gunda Krauss (Foto: Robert Haas) durch eine mehrmalige Hüftoperation selbst erfahren. Nach dem Eingriff wurde das Laufen beschwerlich, und sie konnte nicht mehr Fahrrad fahren. Und das, obwohl sie seit ihrer Jugendzeit begeisterte Radlerin und bereits als Kind mit ihren Eltern von Jugendherberge zu Jugendherberge geradelt ist.

Frustration machte sich breit, das Gefühl nicht mehr richtig teilhaben zu können. "Das muss nicht sein, es gibt für jeden ein Fortbewegungsmittel", sagt Gunda Krauss heute mit Nachdruck. Sie entdeckte den "Easy Rider", ein quietschgrünes Dreirad auf einem Streetlife-Festival. Seit 2008 kommt Gunda Krauss wieder überall hin in der Stadt München - und manchmal auch weit über die Stadtgrenzen hinaus. Die 77-Jährige war so begeistert von der zurückeroberten Freiheit, dass sie mit ihrem dreirädrigen Gefährt die Reise von München bis nach Rügen antrat.

"Dieses Gefühl, unabhängig und frei zu sein möchte ich an andere weitergeben und ihnen über ihre Schranken helfen", berichtet Gunda Krauss. Diese Passion verfolgt sie auf allen Ebenen: Am kommenden Mittwoch, 13. April, hält sie um 15 Uhr einen Vortrag in der Volkshochschule an der Severinstraße 6. Sie wird von ihren Abenteuern mit dem "Easy Rider" berichten und ihr "Cabrio", wie sie das Dreirad stolz nennt, auch für kurze Probefahrten zur Verfügung stellen. "Selbst Leute, die kaum laufen können, kommen mit dem ,Easy-Rider' vom Fleck", bemerkt Krauss.

Doch ihre Vorträge sind nur ein Teil von Gunda Krauss' Engagement im Zeichen der Mobilität. Am kommenden Sonntag beginnt endlich die erste Stunde ihres Fahrradkurses für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus der Unterkunft an der Max-Proebstl-Straße in Bogenhausen. "Die Geflüchteten sollen sich durch das Rad freier in der Stadt bewegen können und nebenbei auch weiter ihre Deutschkenntnisse trainieren", erklärt die ehrenamtliche Helferin. Wenn die acht Geflüchteten aus Eritrea, Somalia und dem Iran erst einmal etwas Fahrrad fahren können, will Krauss auch Radtouren anbieten, damit sie Bogenhausen kennenlernen.

Daneben kämpft sie auch dafür, dass Krankenkassen Dreiräder als Hilfsmittel anerkennen und dementsprechend bezuschussen. Mit diesem Anliegen hat sich die umtriebige Rentnerin bereits an den Sozialverband VdK gewandt. Krauss sieht ein Problem und überlegt, wie sie zu einer Lösung beitragen kann.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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