Meine Woche:Noch keine Ruhe auf den Friedhöfen

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Roland Heil koordiniert die Aufräumarbeiten nach dem Sturm

Von Renate Winkler-Schlang

An seinem Beruf schätzt Roland Heil (Foto: Stephan Rumpf), dass er nicht nur "Schreibtischtäter" ist, sondern auch an die Luft kommt. Momentan ist er mehr draußen als sonst, aber die Freude über den Außendienst ist getrübt, denn was er an seinen Einsatzorten zu sehen bekommt, ist Schaden und Verwüstung. Der 53-jährige Diplom-Ingenieur der Fachrichtung Gartenbau ist im Baureferat der zentrale Ansprechpartner für den Grünunterhalt bei allen Münchner Friedhöfen. Und auch dort hat Niklas, der Sturm der vorletzten Woche, Spuren seiner Macht hinterlassen, Heil musste einige Friedhöfe erst einmal sperren lassen.

Auch in dieser Woche dauern die Aufräumarbeiten an, nach und nach und manchmal nur teilweise werden die Friedhöfe freigegeben. "Wir sind alle im Dauereinsatz", berichtet Heil. Jeder Standort habe seinen Gartenmeister und einige Gärtner, doch seit jeher arbeite das Baureferat auch mit Spezialfirmen zusammen. Ohne die gehe es nun nicht. Deren Einsätze hat Heil auch in dieser Woche weiter zu koordinieren. Beschleunigen lasse sich da nichts, stellt der Fachmann klar. Im Umfeld der Gräber müssten Bäume, die auf andere gefallen sind, Stück für Stück abgetragen werden, um weitere Schäden und auch Gefahren zu vermeiden. Das sei sehr diffizil, das verkeilte Holz stehe unter großer Spannung.

Die Arbeiten dürften aber auch nicht verzögert werden, denn ein toter Baum schütze sich nicht mehr mit speziellem Harz gegen die Borkenkäfer. Vor allem im Waldfriedhof seien viele der Fichten nicht nur geknickt, sondern entwurzelt worden. Wo der Wurzelstock war, klaffe dann ein zwei Meter tiefer Krater, der schnell verfüllt werden muss. Erhebliche Schäden gebe es aber auch am Ostfriedhof, wo an die 20 sehr große Laubbäume Opfer des Sturmes geworden sind.

Zu Heils Aufgaben gehört auch der Kontakt zu Grabbesitzern. Nicht jeder habe verstanden, dass er ausgerechnet an Ostern vom Gottesacker ausgesperrt wurde. Nicht jeder sehe nun ein, dass die Schäden am Grabstein nicht die Stadt bezahle: "Das ist höhere Gewalt", sagt Roland Heil. Er versuche, alle zu unterstützen. "Der Sturm war heftig. Aber das passiert. Wir sind ja dafür da, das jetzt aufzuarbeiten." Auch danach werde er vermehrt draußen sein - für Sonderkontrollen. Er muss sicher sein, dass die verbliebenen Bäume stabil sind. Und dann darf er die Neupflanzungen planen, drinnen, am Schreibtisch.

© SZ vom 13.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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