Meine Woche:Mädchen für alles

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Robert Maier-Kares organisiert "Pink Christmas" am Stephansplatz. (Foto: Stephan Rumpf)

Robert Maier-Kares organisiert "Pink Christmas" am Stephansplatz

Von Birgit Lotze

Meist findet man ihn am Glühweinstand. Dort ist ein kleines Zelt, kaum mehr als ein Dach über dem Kopf - der "VIP-Bereich". Wenn die Künstlerinnen in ihren wunderschönen Pelzmänteln kommen, dann führt Robert Maier-Kares (Foto: Stephan Rumpf) sie hier hinein, es zieht nicht so. Denn nach ihrem Auftritt auf der kleinen Bühne sind die Künstlerinnen doch ziemlich durchgefroren, obwohl sie oft - "tricky", findet Robert Maier-Kares - mehrere Strumpfhosen übereinander anhätten. Da oben, über den Köpfen des Publikums, oberhalb der in Pink ausgeleuchteten weißen Zeltdächer, sei es extrem kalt, weiß Maier-Kares. Während es das Publikum auf dem kleinen Stephansplatz im Glockenbachviertel doch ganz schön kuschelig habe.

Ein paar hundert Leute wärmen sich hier von etwa 18.30 Uhr an gegenseitig. Fast an jedem Pink-Christmas-Tag ist das so. Es sind nur ein paar Quadratmeter, auf denen sich das Treiben abspielt. Jeden Abend pünktlich um 19 Uhr kündigt Robert Maier-Kares seine schillernden Sternchen an, Travestie ist meist im Mittelpunkt. An diesem Montag, 30. November, steht Chantal G-Punkt auf der Bühne, am Dienstag die Münchner "Queen-Mum" Petra Doren und am Mittwoch Mireille, der Spatz - das Double, dem auf dem Weihnachtsmarkt nachgesagt wird, sie habe es durch ihr Aussehen schon bei einem Konzert in Paris an den Sicherheitsleuten vorbei in die Garderobe ihres Vorbildes geschafft.

Es gibt jedesmal viel Beifall, ein großes Hallo, ein fröhliches Steh-In. Schwul, lesbisch, Nachbarn, Partypeople, so beschreibt Robert Maier-Kares das Publikum. Die meisten Besucher kommen gezielt, der Platz liegt etwas abseits. Maier-Kares freut sich auch auf eine Frauengruppe, die meisten über 70 Jahre, die jedes Jahr kommt. So viele schöne Männer wie bei Pink Christmas sähen sie sonst das ganze Jahr nicht, sagen sie jedes Mal.

Am Wochenende legt ein DJ auf. "I am dreaming of a pink christmas" wird dann gegrölt, sowie bei manch anderem unter Schwulen beliebte Gassenhauer mitgesungen. Um Punkt 22 Uhr fällt der Vorhang, eine Viertelstunde später ist kein Mensch mehr da, nur die Pagodenzelte erinnern noch an das bunte Treiben. Am nächsten Morgen wird sich Robert Maier-Kares zunächst mit den Sicherheitsleuten besprechen, dann werden Bestände gecheckt, aufgefüllt, der nächste Abend vorbereitet. Von 18 Uhr an verfolgt Maier-Kares am Glühweinstand wieder das Treiben - immer bereit, als Mädchen für alles einzuspringen.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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