Meine Woche:Keine Angst vor dem Blauen Brief

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Foto: privat (Foto: N/A)

Helga Ulbricht sitzt jetzt wieder besonders lang am "Zeugnistelefon"

Von Katharina Kaak

Sommerzeit ist Ferienzeit. Das bedeutet für viele Schüler: Endlich dem Lernstress entfliehen und ausruhen. Wenn aber am Ende des Schuljahres das Zeugnis die Gewissheit liefert, den Sprung in die nächste Klasse nicht geschafft zu haben, bricht mitunter Panik aus. Hilfe gibt es dann bei Zeugnisberaterinnen wie Helga Ulbricht . "Da ist es aber meistens zu spät, weil man nur noch das Ergebnis betrachten kann", weiß die Lehrerin und promovierte Psychologin. Sie ist Leiterin der Staatlichen Schulberatungsstelle, zuständig für die Stadt und den Landkreis München. In ihren Diensträumen suchen Eltern mit ihren Kindern Rat zu allen Fragen rund um das Thema Schule. "Je früher die Schüler bei Schwierigkeiten zu uns kommen, desto besser."

Telefonisch und im persönlichen Gespräch helfen Helga Ulbricht und ihr Team, den richtigen Weg aufzuzeigen. "Meistens kommen die Eltern bei Problemen", erzählt die Expertin. Es gebe aber auch Fälle, in denen sie nur nach Fördermöglichkeiten für ihren Nachwuchs suchen. Neben der Beratungstätigkeit bietet die Stelle Testdiagnostik, etwa bei Legasthenie oder Hochbegabung an. Auskunft können Kinder aller Altersklassen suchen. "Außerdem haben wir Mitarbeiter jeder Schulart für jede Schulart." Die Zahl der Ratsuchenden sei zuletzt stetig angestiegen: "Vorletztes Jahr haben wir die 10 000er-Marke geknackt." Ulbrichts Kollegen sind allesamt Schulpsychologen oder Beratungslehrkräfte, die parallel an Schulen arbeiten. Sie selbst ist als Leiterin in Vollzeit tätig.

Seit inzwischen 20 Jahren steht sie im Dienst der staatlichen Stelle. Für die Chefin fallen vor allem organisatorische Aufgaben an. "Ich berate daneben aber auch selbst", erzählt Ulbricht. Das umfasse auch, versetzungsgefährdeten Schülern und ihren Eltern zur Seite zu stehen. Bei der Zeugnisberatung liege der Fokus auf den Stärken des Kindes: "Noten sind nur ein Teil, es geht um den ganzen Menschen." Einen Tag vor der Zeugnisausgabe am Freitag schaltet die Beratungsstelle zudem für eine Woche ein "Zeugnistelefon" frei. "Darunter darf man sich aber nicht ein rotes Notfalltelefon vorstellen", sagt die Schulpsychologin lachend. Vielmehr bedeute es von Donnerstag, 28. Juli, an verlängerte Sprechzeiten unter der Nummer 38 38 49-50, um möglichst schnelle Hilfe zu leisten. "Alle Gespräche sind absolut vertraulich, denn wir stehen unter gesetzlicher Schweigepflicht", erklärt sie. So versucht Helga Ulbricht, den Schülern wenigstens ein bisschen Angst vor dem berüchtigten "Blauen Brief" zu nehmen.

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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