Meine Woche:Hochsaison am Beckenrand

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Schwimmeister Stephan Krüger macht jetzt täglich Überstunden. (Foto: Robert Haas)

Schwimmmeister Stephan Krüger sammelt jetzt täglich Überstunden

Von Margarethe Gallersdörfer

Sommerferien und dann auch noch gutes Wetter - wenn das kein Grund zur Freude ist für den Bademeister. Oder? Stephan Krüger (Foto: Robert Haas) sagt: "Ich freu' mich, wenn was los ist, wenn 30 Grad sind und die Gäste ins Freibad kommen. Ansonsten hätte ich den falschen Beruf." Doch Pardon: Stephan Krüger ist gar kein Bademeister, sondern Schwimmmeister. Das heißt: Der Schichtleiter im Schyrenbad an der Claude-Lorrain-Straße 24 ist Mann für alles. Es kämen zwar jetzt mehr Kinder, aber insgesamt nicht mehr Gäste als sonst, sagt Krüger. In dieser Woche rechnet er bei schönem Wetter täglich mit bis zu 3000 Besuchern: "Viele Gäste fahren jetzt in den Urlaub." Trotzdem ist er sommers täglich zwölf bis 13 Stunden im Bad. Krüger sammelt, wenn das Wetter besonders gut ist, so viele Überstunden an, dass er sich im Winter drei Monate freinehmen kann.

17 Jahre Diensterfahrung hat der gebürtige Sachse, dabei ist er erst 33 Jahre alt. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung zum Bäderfachangestellten ist er nach München gezogen. Es waren die Berge, die die Sportskanone in den Süden gelockt haben. Als Schichtleiter ist er morgens um acht der erste, der da ist. Er sperrt das Bad auf. Danach ist er Verwaltungsangestellter, Manager, Hausmeister - je nachdem, was gerade gebraucht wird. Krüger checkt E-Mails, erstellt Arbeitspläne, kontrolliert die Geräte und den Spielplatz auf Sicherheit, bestellt Seife und Klopapier nach und kontrolliert auch die Mess- und Regeltechnik. "Sogar einen grünen Daumen braucht man", sagt Krüger - den Rasen mäht er immer selbst. Jetzt, wo die Sommerferien beginnen, muss er auch nahezu täglich die Einfriedung reparieren: "Die Jungspunde halt", sagt Krüger gutmütig. Die Polizei ruft er nur, wenn Einbrecher absichtlich etwas kaputt machen - Beckensauger ins Becken werfen etwa.

Seinem Azubi bringe er vor allem bei, wie man mit Menschen umgehe, sagt Krüger. Wenn er an der Kasse sitzt, denkt er sich manchmal, dass eher die Gäste das nötig hätten: "Da würde man sich manchmal einen Psychotherapeuten wünschen", sagt er. "Es ist schon traurig, dass manche Erwachsene heutzutage nicht mehr fähig sind, ganz normal eine Eintrittskarte zu bestellen. Die kommen zu uns, legen einen Schein hin, und wir sollen ihnen dann an den Augen ablesen, was sie brauchen." Da seien ihm die Kinder schon lieber: "Ein Erwachsener, zwei Kinder", heiße es kurz und knapp. "Aber wir sagen dann auch mal: Du machst das besser als mancher Erwachsener. Dann freuen sie sich."

© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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