Meine Woche:Applaus, der streichelt

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Christina Cuna. (Foto: Robert Haas)

Christina Cuna liebt es, für die Kleinen auf der Bühne zu stehen

Von Renate Winkler-Schlang

Christina Cuna hat in dieser Saison am Münchner Theater für Kinder an der Dachauer Straße lauter "liebe" Rollen - und gleich zwei mit Fell. Sie ist die Ziege in "Tischlein Deck Dich" und der "Gestiefelte Kater" im Märchen nach den Brüdern Grimm. Daneben spielt sie den Hänsel, der seine Schwester Gretl beschützt und den Kasperl in "Räuber Hotzenplotz". In dem kleinen Ensemble muss man alles können, in einem Stück spielen sechs Leute 46 Rollen, erzählt sie. Die Woche ist für Christina Cuna, 26, daher sehr abwechslungsreich.

Sie liebt es, für Kinder zu spielen, sagt die junge Frau, die in Nowosibirsk auf die Welt kam und mit vier Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland gezogen ist. So weit reicht auch ihr Wunsch zurück, auf einer Bühne zu stehen. Nach dem Abitur in Rosenheim absolvierte sie die Internationale Schule für Schauspiel und Acting. Ihre erste Rolle bekam sie im Stück "8 Frauen" auf der Bühne des Einstein-Kultur. Sie war als Synchronsprecherin tätig und bewarb sich dann bewusst am Theater für Kinder: "Wenn Kinder mitgerissen sind, reagieren sie viel intensiver als Erwachsene. Sie rufen uns Dinge zu, ganz kraftvoll und energisch."

Nach dem Schlussapplaus fällt nicht einfach der Vorhang, die Schauspieler kommen an die Treppe, lassen sich befragen - und streicheln. "Du hast schön gespielt", oft klingt das größte Lob ganz ernst und schlicht. Und es gibt auch leise Zweifel: "Die Kleinen fragen auch mal ganz verwundert, ob ich ein richtiger Mensch bin."

Ungewöhnlich sind ihre Arbeitszeiten: Für Schulklassen muss sie morgens früh raus, mit ihren aufwendigen Aufmachungen ist sie derzeit die erste in der Maske. Am Mittwoch etwa ist der Gestiefelte Kater dran, ihre große Hauptrolle mit viel Text, denn sie hat am Bühnenrand auch noch die Zeit des Kulissen-Umbaus zu überbrücken. Neben den Auftritten vor- und nachmittags laufen bereits die Proben für "Ronja Räubertochter", das im Februar startet. Cuna mag die Märchen, die eine Moral vermitteln, aber auch die modernen Stücke, die meist lustiger sind. Am schwierigsten findet sie derzeit die Rolle des Hänsel, die sie bekommen hat, weil ihre Stimme besser zu einer Jungenrolle passt als die Bässe der männlichen Kollegen. Und weil sie nur 1, 62 groß ist. Authentisch eine männliche Rolle verkörpern, das musste sie sich erarbeiten. Denn auch für Kleine zu spielen, muss am Ende große Kunst sein. Und wenn sie wieder mal eine böse Hexe darstellt, dann merkt sie, dass sie gut ist, daran, wenn die Kinder sie so richtig hassen.

© SZ vom 30.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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