Mein Name, mein Tag:Tanzen gegen die Leere

Lesezeit: 1 min

Farah Sina Wendt ist Tangolehrerin. (Foto: privat)

7. Dezember: Farah Sina Wendt

Von Katharina Eichinger

Farah Diba, die letzte Kaiserin von Persien, soll in Milch gebadet und Gold wie Spielgeld besessen haben - ein Leben wie in 1001 Nacht. Mittlerweile lebt sie im Exil in Frankreich und den Vereinigten Staaten. Weit weg davon, in München, wohnt ihre Namensvetterin: Tangolehrerin Farah Sina Wendt (Foto: privat). "Früher wurde mein Name oft verunstaltet", sagt sie. Leute hätten aus Farah zum Beispiel "Fahrrad" gemacht. Deswegen nannte sich die halb Deutsche, halb Perserin früher Sina. Heute nicht mehr: Sie entscheidet sich bewusst für den Namen Farah.

Schon als Kind tanzte die heute 52-Jährige. Jazz-Dance als junges Mädchen, später Salsa und Tango. "Ich liebe Körperbewusstsein, das ist für mich wie Ankommen im Alltag", sagt Wendt. Seit drei Jahren unterrichtet sie Tango. Einmal im Jahr fliegt sie deswegen nach Argentinien zur Fortbildung. Den Tanz entdeckte sie durch Zufall: "Der Tango ist zu mir gekommen", sagt sie. Spontan besuchte sie eine Tangoschule und merkte, wie der Tanz sie entspannte - obwohl man viel Ausdauer brauche und auch Improvisationskunst beweisen müsse. "Jeder Mann führt den Tango anders, jede Frau antwortet anders", sagt Wendt, "deswegen ist es interessant, mit verschiedenen Menschen zu tanzen." Viele assoziierten Tango mit Rotlicht. "Dabei ist der Tanz sehr höflich, sehr diskret."

Und nicht nur der Tango begeistert Wendt, sondern auch Qigong. Die Meditationstechnik der chinesischen Medizin verhelfe ihr zu mehr Energie. So entdeckt sie auch immer wieder Gemeinsamkeiten zwischen Qigong und dem Tango: "Man sieht nicht nur Probleme auf der körperlichen, sondern auch auf der psychischen Ebene."

Obwohl ihr Name Freude oder Glückseligkeit bedeutet, hatte Wendt nicht immer ein ebenso heiteres Leben. Im vergangenen Sommer hat sie nicht nur ihre Mutter, sondern auch ihren Sohn Sidney verloren. Der 26-Jährige ist an Leukämie gestorben. "Wenn ich den Tango nicht hätte, würde gar nichts mehr gehen", sagt Wendt. Ihr Sohn fehle ihre jeden Tag: "Wir haben eine ganz besondere Beziehung gehabt." Ihre Erfahrungen will sie jetzt in einem Buch über ihren Sohn verarbeiten. "Sidney hatte Freunde aus der ganzen Welt." Wendt hat sie gebeten, einige Zeilen über ihn zu verfassen. Anhand dieser Briefe möchte sie die Monate nach der Diagnose bis zu seinem Tod erzählen.

Der tägliche Adventskalender der Stadtviertel- Redaktion stellt Münchner vor, die nach verschiedenen Konfessionen im Dezember Namenstag haben

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: