Mein Name, mein Tag:Neugierig auf das Leben

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Albine Weissbrodt hat in der Schule Hänseleien ertragen müssen. Warum sie keine weißen Haare habe, stichelten die Mitschüler. (Foto: Stephan Rumpf)

16. Dezember: Albine Weissbrodt

Von Stefan Mühleisen

Ein besonderer Name kann eine Bürde sein. Es liegt wohl daran, dass das Außergewöhnliche die Menschen misstrauisch macht, zumal wenn sie Allerweltsnamen tragen. Albine Weissbrodt (Foto: Stephan Rumpf) hat in der Schule Hänseleien ertragen müssen. Warum sie keine weißen Haare habe, stichelten die Mitschüler. Das lateinische "albus" bedeutet "weiß" - und als "Albino" werden Menschen mit Pigmentstörung bezeichnet, die helle Haut- und Haarfarbe haben. Doch Albine mit den pechschwarzen Haaren und dem gesunden Teint ließ das Lästern kalt. Sie war und ist mit kühnem Gemüt ausgestattet: "Ich bin eine Frau mit außergewöhnlichem Namen und außergewöhnlichen Hobbys."

Wer die 49-Jährige an ihrem Arbeitsplatz als Verkäuferin an der Fleischtheke im Galeria Kaufhof am Stachus kennenlernt, der erlebt eine entwaffnend lebenslustige Frau, die vergnügt erzählen kann über ihr Leben, in dem es viele turbulente Momente gab. Von Bürde keine Spur, indes ihr Namenstag an diesem Mittwoch auf die heilige Albina zurückgeht, die im Jahr 250 den Märtyrertod starb. Das "weiß" steht somit auch für die Reinheit des Glaubens. Bei Albine Weissbrodt ist es eher die reine Lebensfreude. Ihre Kindheit verbrachte sie mit zehn Geschwistern in 1200 Metern Höhe auf einem Bauernhof in Kärnten. Mit 21 Jahren zeigt sich ihr couragierter Charakter. Albine Weissbrodt meldet sich in einer Flugschule an, damals eine reine Männerdomäne: "Die haben mich für die Putzfrau gehalten." Bald müssen die alten Herren indes erkennen, dass Albine jene tollkühnen Manöver absolviert, bei denen sich anderen der Magen umdreht.

Mit 23 Jahren kommt sie mit ihrem damaligen Mann nach München; sie gründen das Musiklabel "Ohrwaschl Records", das etwa die Kultband Sahara unter Vertrag hat. Weissbrodt entdeckt zunächst ihre Affinität zum Irischen Stepptanz: "Doch das wurde mir bald langweilig." Die rührige Frau kehrt zu ihrer alten Liebe, zu Tempo und Motoren, zurück: Oldtimer-Rallye muss es nun sein. "Des is' meins", sagt sie in ihrem sympathischen Kärntner Dialekt. Sie zückt ein Foto, darauf posiert sie mit Rallye-Legende Walter Röhrl beim Roßfeld-Rennen. Noch ist sie nur Beifahrerin. "Aber nächstes Jahr will ich selber fahren." Eine Draufgängerin sei sie nicht: "Aber ich bin neugierig auf das Leben."

Der tägliche Adventskalender der Stadtviertel- Redaktion stellt Münchner vor, die nach verschiedenen Konfessionen im Dezember Namenstag haben.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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