Mariss Jansons:Grandioses Vermächtnis

(Foto: N/A)

Das letzte Konzert des großen Dirigenten in der Carnegie Hall in New York.

Von Egbert Tholl

Am 8. November 2019 dirigierte Mariss Jansons das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in der Carnegie Hall in New York. Es war das letzte Mal, dass der das von ihm geliebte Orchester dirigierte, es war das allerletzte Mal überhaupt. Das Konzert am Tag darauf musste er absagen, Vasily Petrenko übernahm. Jansons hatte schon oft Konzerte absagen müssen, auch diesmal war er noch voll mit Plänen für die Zukunft, Jubiläumskonzerte bei den Wiener Philharmonikern, ein Konzert für den Adventskalender der Süddeutschen Zeitung zusammen mit Igor Levit. Zu all dem kam es nicht mehr. Am 1. Dezember 2019 starb Mariss Jansons.

Sein Vermächtnis an Aufnahmen mit dem BR ist reich, doch hier übermannt einen das Wissen, dass man die letzten von ihm dirigierten Töne hört, den letzten Applaus, johlend, tosend, nach dem von ihm als Zugabe so geschätzten fünften "Ungarischen Tanz" von Brahms. Hier erlebt man noch einmal, wie Jansons tausendmal Gehörtes wie Brahms' vierte Symphonie mit Frische, Intensität und ungeheurem Glanz so interpretieren konnte, als hörte man das Werk neu. Alles stimmt, alles strahlt. Bei den symphonischen Zwischenspielen aus Richard Strauss' Ehekomödie "Intermezzo" trifft fröhlicher Tumult auf süffigen Walzerschmäh, auf zartes, tiefes Sehnen. Ein letztes Mal.

Mariss Jansons - His last Concert, Carnegie Hall 8.11.2019, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunk, BR-Klassik, 2020

© SZ vom 26.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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