Ludwigvorstadt:Abgezockt im Separee

Sie haben ihre Kunden nach allen Regeln der Kunst ausgenommen: Beim Zahlen haben der Betreiber einer Cabaretbar und einige seiner Animierdamen die PIN-Nummern von Kreditkarten ausgespäht - und die Gäste um mehrere hunderttausend Euro betrogen.

Susi Wimmer

Der Betreiber der Cabaretbars Mini und Dolly sowie 13 Animierdamen in der Schillerstraße sollen laut Polizei ihre Kunden nach allen Regeln der Kunst ausgenommen und betrogen haben. Gut 30 Anzeigen liegen dem zuständigen Fachdezernat vor, es geht mittlerweile um eine Schadenssumme von mindestens 300.000 Euro.

Bereits im vergangenen Jahr war die Polizei in den benachbarten Bars im Bahnhofsviertel zu Gast. Was die Betroffenen wenig störte. Sie machten im Anschluss munter weiter: Die Damen lockten laut Polizei hauptsächlich ausländische Touristen in die Bars und sorgten dafür, dass sie in den Separees genügend Alkohol tranken. Gleichzeitig ließen sie die Männer mit EC- und Kreditkarten zahlen und spähten die PIN-Nummern aus. Im Laufe des Abends buchten sie dann munter vom Konto der Betrunkenen ab oder zogen die Kreditkarte mehrfach durch das Lesegerät.

An die 3000 Euro ließen die Geprellten im Durchschnitt an einem Abend zurück, der Spitzenreiter gab unfreiwillig 10.500 Euro aus. Die Polizei glaubt, dass die Dunkelziffer der Geschädigten hoch ist und sich viele aufgrund des Alkoholkonsums nicht mehr genau erinnern.

Vergangene Woche durchsuchte die Polizei die Geschäftsräume des 64-jährigen Betreibers sowie die Wohnungen von drei hauptbeschuldigten Damen. Es sei "umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden", sagt Polizeisprecherin Sabine Mandlmeier. Zudem stellte ein Vertreter der Stadt diverse gaststätten- und gewerberechtliche Verstöße fest. Die Beschuldigten sind auf freiem Fuß.

© SZ vom 22.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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