Leihräder für München:MVG steigt ins Fahrradgeschäft ein

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Konkurrenz für das Bahn-Angebot "Call a Bike": Die Münchner Verkehrsgesellschaft plant, mehr als 1000 Leihräder an U- und Trambahnstationen bereitzustellen. Das Unternehmen will 2014 schon starten, ein konkretes Tarifmodell gibt es indes noch nicht.

Von Marco Völklein

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) will an ihren U- und Trambahnstationen im großen Stil ein Fahrradverleihsystem aufziehen. Geplant ist, in einer ersten Ausbaustufe "gut 100 Entleih-Stationen mit mehr als 1000 Fahrrädern" zu errichten, bestätigt MVG-Chef Herbert König Informationen der Süddeutschen Zeitung. Das intern "MVG Rad" getaufte Projekt solle "mittelfristig quasi unser vierter Betriebszweig neben U-Bahn, Bus und Tram werden", kündigt König an.

Erste Stationen sollen bereits im nächsten Jahr errichtet werden. Innerhalb von drei Jahren, also bis 2017, könnten die ersten 100 Leihstationen stehen - ein weiterer Ausbau sei dann "auch abhängig von der Resonanz und den Nutzerzahlen".

Mit dem neuen Angebot möchte König vor allem den Nutzern "zuverlässige Reiseketten bis zum Zielort" anbieten. Allerdings dürfte es dabei auch darum gehen, den "Radlverhau" an zahlreichen U- und Trambahnstationen zu entschärfen - viele Nutzer von Bussen und Bahnen stellen bislang an den Haltestellen mehr oder weniger verkehrstüchtige Fahrräder ab, um damit die sogenannte "letzte Meile" von der Haltestelle zum Arbeitsplatz oder zum Wohnort überbrücken zu können.

Die Entleihstationen sollen möglichst nah an den U- und Trambahnhaltestellen errichtet werden. Geplant sind laut König Anlagen "mit festen und optisch ansprechenden Fahrradständern". Ein "detailliertes Standort-Konzept" werde derzeit zusammen mit der Stadt erarbeitet. Dächer an den Ausleihstationen sind aber nicht geplant; lediglich an einzelnen U-Bahnhöfen könnten Überdachungen mitgenutzt werden. Die Abstellanlagen sollen möglichst in einzelne Module unterteilt werden - sollte sich herausstellen, dass an einzelnen Standorten eine sehr große Nachfrage besteht, könnten Teile anderer Stationen relativ einfach ab- und an der benötigten Stelle wieder aufgebaut werden.

König plant zwar, das neue Entleihsystem unter dem Dach seiner Nahverkehrsmarke MVG anzubieten; den Betrieb selbst soll aber eine externe Partnerfirma übernehmen. Dazu wird die MVG das System europaweit ausschreiben. Anbieter wie die Deutsche Bahn mit ihrer Tochter Call a Bike oder das Leipziger Unternehmen Nextbike können sich dann bewerben. In Städten wie Paris, Warschau oder Budapest gibt es solche Angebote bereits länger.

Carsharing-Angebot nicht geplant

Wie viel das Ganze kosten wird, ist derzeit noch unklar. Tarifmodelle liegen noch nicht vor. Finanziert werden soll das System laut König "vorwiegend durch Leihgebühren". Nach Angaben von Branchenkennern werden aber die MVG oder die Stadt nicht darum herum kommen, das System zumindest zu Beginn zu subventionieren. "Kein Verleihsystem ist derzeit eigenwirtschaftlich zu betreiben", sagt einer aus der Branche. Dazu sei der Aufwand für Personal und Material zu hoch.

Zudem sind die Kosten auch davon abhängig, wie hochwertig das Angebot ist: Fahrräder mit einer Sieben-Gang-Schaltung etwa sind für die Kunden zwar attraktiver als Velos mit lediglich drei Gängen, zugleich aber in Anschaffung und Betrieb wesentlich teurer.

Laut König greift die MVG mit ihrem Fahrradprojekt auch eine Anregung von Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD) auf, um den Radverkehr in München auszubauen. Aber auch die Grünen und Umweltgruppen wie etwa der Verein Green City hatten zuletzt ein von der Stadt oder der MVG betriebenes Radverleihsystem gefordert, um das Bus-und-Bahn-Angebot mit dem Radverkehr besser zu verzahnen. Die MVG verstehe sich als "städtischer Mobilitätsdienstleister aus einer Hand", sagt König - deshalb setze das Unternehmen nun auch aufs Rad. Ein eigenes Carsharing-Angebot als weitere Mobilitätsdienstleistung sei aber nicht geplant.

© SZ vom 19.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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