Zamma-Festival:Bühne frei für Haar

Seit mehr als einem Jahr arbeiten Vereine, Institutionen und Kulturschaffende auf das Zamma-Festival hin, das der Bezirk Oberbayern gemeinsam mit der Gemeinde veranstaltet. Jetzt haben sie ihren großen Auftritt

Von Udo Watter, Haar

Je geschickter die dramaturgische Steigerung ausfällt, desto stärker werden der Kitzel der Vorfreude und die Sehnsucht nach Erfüllung. Das gilt auch für größere Ereignisse, die kollektiv elektrisieren. Das "Zamma"-Fieber jedenfalls, das nicht wenige Einwohner von Haar schon seit geraumer Zeit erfasst hat, dürfte dieser Tage noch mal so richtig nach oben schnellen. Kleine Aktionen rund um das Zamma-Kulturfestival, das der Bezirk Oberbayern mit der Gemeinde, dem Bezirksjugendring Oberbayern und dem Kreisjugendring München-Land organisiert, schüren fast tagtäglich die Vorfreude, fungieren quasi als finale Teaser: etwa das Zamma-Klavier, das in der Gemeinde herumreist und von jedermann gespielt werden kann, die Verteilung von Zamma-Sattelschonern für Fahrräder am S-Bahnhof oder das Transparent "Alles hängt irgendwie zusammen" an der Fußgängerbrücke über der B 304, das auf das Kunstprojekt "Auf der Kippe" hinweist, das der Künstler Michael Lapper mit Haarer Schülern realisiert.

So schön die Vorfreude freilich ist - die konkreteren Vorbereitungen begannen ja bereits mit dem Ideentag im April 2016 - die Beteiligten freuen sich jetzt darauf, dass es los geht: Diesen Samstag, 1. Juli, ist die große Eröffnungsveranstaltung: Nach einem Open-Air-Gottesdienst am Kirchenplatz um 14 Uhr wird auf der Hauptbühne dort das Fest seinen Anfang nehmen: Es wird da schon Kostproben des Gesamt-Programms geben, mit Tanz-, Trommel- und Musikeinlagen. Am Abend erklingt Heimatsound mit Matthias Kellner, den Blechbixn und der Gruppe Muntermonika. Von 20 bis 3 Uhr verwandelt sich noch die Tiefgarage unter dem Poststadl zum Party-Club: "Feiern unter der Erde" heißt das Motto. Am Sonntag dann avanciert das Zentrum zur Künstlermeile mit Straßenkünstlern und mehr als 150 Ständen.

Zamma-Festival: Schöne Aussicht, schöne Einstimmung: Seit zwei Wochen wandert das Zamma-Klavier, das jedermann bespielen darf, durch die Gemeinde.

Schöne Aussicht, schöne Einstimmung: Seit zwei Wochen wandert das Zamma-Klavier, das jedermann bespielen darf, durch die Gemeinde.

(Foto: Gemeinde Haar)

Insgesamt wird es von 1. bis 8. Juli rund 60 Veranstaltungen geben, Hunderte Aktive präsentieren sich, und es werden Tausende Besucher erwartet, die an jeder zweiten Ecke im Ort Ablenkung und Inspiration finden können: Das Kulturfestival Zamma, das der Bezirk Oberbayern seit 1980 alle zwei Jahre mit einer anderen Kommune organisiert, ist dezidiert ein Mitmachfest: Die vier Veranstalter haben das Programm gemeinsam mit regionalen Institutionen, Vereinen und Kulturschaffenden auf die Beine gestellt. "Es soll Menschen verbinden und bleibend den Gemeinsinn stärken", erklärt Bezirkstagspräsident Josef Mederer.

Das Angebot ist nicht nur umfangreich und bunt, sondern auch originell und nicht zuletzt dem Gedanken der Inklusion verpflichtet. So gibt es das 1. Inklusive Sound-Festival am Montag, 3. Juli, und am Dienstag, 4. Juli, mit insgesamt sechs Bands, in denen auch Musiker mit Behinderung mitspielen (Beginn ist jeweils um 20 Uhr). Ungewöhnlich dürfte die Veranstaltung "Töne, Klänge und andere Welten" werden - ein meditatives Kunsterlebnis auf dem Friedhof des Krankenhausgeländes, bei dem es am Montag, 3. Juli, zwischen 21 und 22 Uhr um Grenzerfahrungen, das Leben und den Tod geht. Besinnliche Lieder und Texte sowie das Dämmerlicht sollen eine kontemplative Stimmung schaffen. Spannend könnte auch ein Besuch in der "Dunkel-Station" sein: Mit einem blinden Menschen als Begleiter an der Seite geht es durch eine Lichtschleuse hinein in eine unbekannte Welt, wo man allerlei erspüren und ertasten kann (1., 2., 6. und 8. Juli St.- Konrad-Straße). Im Rahmen der Ausstellung "Mut zur Langsamkeit - Schlafen bis die Welt schön ist", bieten die Künstler Sabine Schlunk und Floran Goberge auch Workshops zum Thema an, wobei der Teilnehmer am eigenen Körper eine neue, entschleunigende Zeiterfahrung machen kann. Spannend wird wohl auch die dadaistische Sound-Performance "Ich spiel' die Geige" in der Kirche "Sieben Schmerzen" am Klinikareal Haar II am Dienstag, 4. Juli, (Beginn 18.30 Uhr) oder die musikalische Modenschau "Voll Tracht - Dirndl trifft Pop" im Kleinen Theater (Sonntag, 2. Juli, Beginn 15.30 Uhr und 17 Uhr).

Haar, Rathaus, Pressegespräch für Zamma-Festival

Sattelfest: Bernd Streppel, Andre Gersdorf, Bürgermeisterin Gabriele Müller und Josef Mederer werben fürs Festival.

(Foto: Angelika Bardehle)

Das Zentrum des Festivals bildet die Woche über die Hauptbühne am Kirchenplatz. Ein Festivalcafé in der Alten Schule lädt zum Verweilen ein. Ein echter Hingucker dürfte das Rathaus sein, das à la Christo verhüllt wird, neben kulinarischen Extras wie der Zamma-Breze und dem Zamma-Eis werden noch viele andere interessante Projekte, Ausstellungen, Konzerte und Führungen angeboten. Sowohl Besucher wie Protagonisten haben also viele Gründe und Gelegenheiten, ihre Vorfreude in Erlebnisfreude zu verwandeln.

Das Programm gibt es unter www.zamma-festival.de.

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