Wolf-Ferrari-Haus:Arschbomben und Ziegenliebe

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Weißer Hai vom Beckenrand: Robbi Pawlik alias Bademeister Schaluppke. (Foto: oh)

Das Ottobrunner Kulturprogramm bietet vielfältige Herausforderungen

Von Udo Watter, Ottobrunn

An seinem Arbeitsplatz muss er sich mit Fußpilz, beißendem Chlorgeruch und hormonell übermotivierten Jungs in Bermuda-Shorts auseinandersetzen: Bademeister Rudi Schaluppke alias "der Weiße Hai vom Beckenrand" riskiert schon die ein oder andere verbale Arschbombe und laszive Handtucheinlage, um seinen schweißtreibenden Job in einem Kölner Schwimmbad zu überstehen. Angeblich saufen die Frauen auch gerne mal absichtlich ab, um seine Mund-zu-Mund-Beatmung genießen zu können. Die weniger schönen Seiten seines Berufs zeigen sich in krakeelenden Kindern, meckernden Muttis, renitenten Rentnern und pöbelnden Pubertierenden. Die sagen schon mal Sachen wie: "Hey, Schaluppke: Mach den Zehner auf, Fünfer is' schwul."

Der Comedian Robbi Pawlik ist seit 2002 mit der Figur des Bademeister Schaluppke auf deutschen Kleinkunstbühnen und im Fernsehen unterwegs, und in der kommenden Spielzeit wird er auch erstmals im Ottobrunner Wolf-Ferrari-Haus gastieren. Mal sehen, wie sein Programm "Zehn Jahre unterm Zehner" beim bayerischen Publikum ankommt.

Humor ganz anderer Natur - grotesk, tragikomisch, mitunter vulgär - bestimmt den Geist von Edward Albees Stück "Die Ziege oder Wer ist Sylvia?", das die TAT-Kreativ-Akademie mit Regisseur Bernd Seidel im Herbst 2017 zeigen wird. Seidel, der ja auch künstlerischer Berater des Wolf-Ferrari-Hauses und für die Programmgestaltung mitverantwortlich ist, hat sich ein durchaus kontroverses, leicht skandalumwittertes Stück ausgesucht, in dem sich der jung-dynamische und erfolgreiche Familienvater Martin Gray ausgerechnet in eine Ziege verliebt. Albees Komödie, für die der US-amerikanische Autor unter anderem mit dem "Tony Award" und dem "Nestroy-Autorenpreis" ausgezeichnet wurde, hat natürlich auch tragische Züge - und behandelt nicht zuletzt große Fragen der Moral und moralischer Grenzüberschreitungen: "Es ist eine Komödie mit Tiefgang, wenn nicht sogar Abgrund", erklärt Seidel.

Die Premiere am 14. Oktober im Wolf-Ferrari-Haus dürfte wieder zu den Höhepunkten der neuen Ottobrunner Kultursaison gehören - der Abo-Verkauf läuft bereits (Telefon 089/60 808 301) - sollte aber natürlich nicht das einzige Highlight sein. Wie gewohnt ist das Angebot eine Melange aus eher kritisch-experimentellen Vorstellungen und leichterer Unterhaltung. Im Bereich Schauspiel zeigt die Bremer Shakespeare Company das prämierte Drama "King Charles III." von Mike Bartlett, zudem wird das Wolf-Ferrari-Haus auch Schauplatz der Komödie "Alles über Liebe" sein, in der es um eine aus dem Ruder laufende Paartherapie geht. Die Theatergastspiele Fürth zeigen Goethes Sturm-und-Drang-Bestseller "Die Leiden des jungen Werther", Theaterlust aus München eine Adaption von "Die Wanderhure" mit Anja Klawun in der Hauptrolle.

In der Sparte Musik/Musiktheater gastiert unter anderem der große bayerische Musikkabarettist Georg Ringsgwandl mit seinem Programm "Saubere Musik und dreckige Geschichten" in Ottobrunn, das Freie Landestheater zeigt Humperdincks Märchenoper "Hänsel und Gretel" und zudem gibt es das Musical "Struwwelpeter/Shockhead Peter" zu sehen. Die Show "Pasión de Buena Vista" mit kubanischen Klängen oder die Tanzshow "Locura Tanguera" dürften ebenfalls ihr Publikum finden. Außerhalb des Abo-Angebots steht überdies am 14.und 15. Juli das erste Jazzfest Ottobrunn an.

Wie schaut's mit Kabarett aus? Die Couplet AG feiert ihr 20-jähriges Bestehen mit dem musikkabarettistischen Programm "Wir kommen". Jenseits des Abo-Bereichs gibt es wieder den inzwischen traditionellen Wettbewerb "Amici Artium" für Kabarettisten und Comedians, der heuer in der 17. Auflage stattfindet. Stargast ist der Kabarettist und Zauberkünstler Konrad Stöckel mit unverwechselbarem Lockenkopf.

Generell sind die Ottobrunner mit dem Angebot in ihrem Kulturtempel zufrieden, eine Auslastung von mehr als 80 Prozent in der vergangenen Saison war nach Angaben der Veranstalter die zweithöchste seit Bestehen des Wolf-Ferrari-Hauses. "Der Weg dorthin ist kurz und lohnt sich", erklärt Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer. In der kommenden Spielzeit wird man dort unter anderem mit verbalen Arschbomben und romantischer Ziegenliebe konfrontiert.

Es gibt drei unterschiedliche Abonnements mit je vier Veranstaltungen. Jedes Abo kann um Veranstaltungen aus anderen Abos ("Zuwahlstücke") ergänzt werden. Informationen unter www.wfh-ottobrunn.de oder Telefon 089/60 60 83 01.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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