Vorwürfe gegen Wiesnwirt:Stadtspitze droht Krätz mit Sanktionen

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"Extrem unerfreulich": Die Vorfälle im Hippodrom bringen negative Schlagzeilen für das Oktoberfest - deshalb zeigt sich nicht nur Oberbürgermeister Ude erbost.

Bernd Kastner

Die Stadtspitze sorgt sich angesichts der Vorwürfe gegen Wiesnwirt Sepp Krätz um das Image des weltgrößten Volksfestes. Wie berichtet, werfen Bedienungen dem Betreiber des Hippodrom vor, sie immer wieder beschimpft und beleidigt zu haben, teilweise sei er sogar handgreiflich gewesen. "Ich halte die Geschichten für extrem unerfreulich", sagt Oberbürgermeister Christian Ude (SPD). Wirtschaftsreferent Dieter Reiter droht Krätz indirekt mit Konsequenzen, die bis hin zum Rauswurf vom Oktoberfest reichen könnten: "Wir sind verantwortlich für das Image des Gesamtkunstwerks Wiesn."

Die Vorfälle im Hippodrom bringen negative Schlagzeilen für das Oktoberfest - der Stadtspitze gefällt das überhaupt nicht. (Foto: Getty Images)

Besonders erbost zeigt sich Ude darüber, dass Krätz zunächst alle Vorwürfe gegen ihn als "erfunden" zurückwies, dann aber einen Teil einräumte: Dass er Schimpfwörter benutzt habe, könne "im Eifer des Gefechtes" passiert sein, sagt Krätz. Auch räumt er ein, einmal einen Kellner vor Gästen am Ohr gezogen und beschimpft zu haben. Schläge und Tritte aber bestreitet er vehement.

"Das ist kein Betriebsinternum", sagt Ude in Anspielung auf eine Auseinandersetzung am letzten Wiesnabend zwischen Krätz und einigen Kellnern. Die spielte sich teils auf offener Bühne ab. Krätz räumt ein, einige Bedienungen, die das traditionelle Abschiedslied singen wollten, "heruntergedrängt" zu haben, bestreitet aber jede Gewalt. Kellner berichten jedoch genau davon.

Wirtschaftsreferent Reiter sagt, er finde es "nicht so lustig", wie Krätz seine Mitarbeiter offenbar behandle. Er spricht theoretische Sanktionen an, betont dabei aber, dass diese ganz unabhängig von der Causa Krätz immer gelten: deutliche Worte der Stadt mit einer Bewährungsfrist 2011 und dem Hinweis, "dass wir so etwas nie wieder sehen wollen". Oder, im Extremfall, den Abschied vom Oktoberfest. Darüber entscheidet der Stadtrat, die Vorschläge für die Zulassung der Wirte aber kommen von Reiter. Für die Wiesnkonzession sei auch das Auftreten eines Wirtes von Bedeutung. Zunächst aber warte man die angeforderte Stellungnahme von Krätz ab.

Ein Bunter Strauß an Klagen

Enttäuscht zeigt sich Reiter, dass Krätz zwar im Gespräch mit der SZ manche Vorwürfe eingeräumt und Besserung gelobt hat, "eine echte Entschuldigung aber klingt anders". Es sei ärgerlich, dass die gut gelungene Jubiläumswiesn nachträglich in Negativ-Schlagzeilen komme. Wiesnchefin Gabriele Weishäupl sagt, sie könne sich nicht an vergleichbare Vorwürfe gegen einen Wirt erinnern. Richard Süßmeier war 1982 von der Wiesn verbannt worden, weil er Ausländer illegal beschäftigt hatte.

Ude und Reiter beschäftigen auch Beschwerden von Hippodrom-Gästen. Einige beklagten sich laut Ude über die Preisgestaltung und die Reservierungspolitik. Er habe das Referat Reiters beauftragt, dies zu klären. Der Wirtschaftsreferent spricht von einem "bunten Strauß" an Klagen. Krätz wollte sich zur Kritik der Stadtspitze nicht äußern.

© SZ vom 16.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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