Von Jazz bis Kabarett:Oberhaching, wie es swingt und lacht

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In Deutschland geboren, indisch-portugiesische Wurzeln: Die Sängerin Liza da Costa hat viel Charisma und verfügt über eine so sinnliche wie lyrisch ausdrucksstarke Stimme. Im April gastiert sie mit der Gruppe Hotel Bossa Nova im Bibliothekssaal Oberhaching. (Foto: Veranstalter)

Die neue Spielzeit in der Gemeinde wartet vor allem mit großartigen Jazz-Projekten und besonderen Musik-Veranstaltungen auf, aber auch das Kabarett-Programm kann sich heuer wieder sehen lassen

Von Udo Watter, Oberhaching

Viele bekannte US-Amerikaner haben deutsche Wurzeln, mehr als man gewöhnlich denkt, auch wenn man es von manchen - siehe Donald Trump - vielleicht lieber nicht hätte wissen wollen. Bix Beiderbecke, geboren 1903 als Sohn deutscher Einwanderer etwa, war einer der bedeutendsten Jazzmusiker der Zwanziger. Stücke wie "Singin' the Blues" oder "Clarinet Marmelade" machten den Kornettisten und Pianisten, der mit seiner lyrisch phrasierten und emotional reduzierten Spielweise berühmt wurde, zu einem der Vorläufer des Cool Jazz. Auch wenn die Karriere Beiderbeckes kurz war - er war heftiger Alkoholiker und wurde nur 28 Jahre alt - hat er viele Musiker geprägt.

Beim 13. Jazz-Festival in Oberhaching, das wieder eines der Höhepunkte der kommenden Spielzeit der Gemeinde werden dürfte, wird der Zuhörer Zeuge einer besonderen Hommage an Bix Beiderbecke: Die Echoes of Swing mit dem Oberhachinger Stride-Pianisten und Festivalleiter Bernd Lhotzky widmen sich dabei dieser Schlüsselfigur des Genres. Das hoch dekorierte Quartett überzeugt durch die Gabe, mit beiläufiger Virtuosität und Phrasierungseleganz einen Sound zu schaffen, der dem traditionellen Jazz Tribut zollt, dabei aber stets frisch klingt. Das Line-Up für dieses schon in Berlin gefeierte Projekt umfasst freilich mehr renommierte Musiker: den Saxofonisten Mulo Francel etwa, die Posaunistin Shannon Barnett oder den Schlagzeuger Pete York. "Das ist echt was Großes, dass er sie alle hierher geholt hat", freut sich Volker Böhm vom Oberhachinger Kulturamt.

Nach dem "Tribute to Bix Beiderbecke"-Konzert am 26. April wird am 27. April das Shannon Barnett Quartet auftreten, außerdem spielt der Trompeter Menno Daams mit Lhotzky, der ihn als "musikalische Sonderbegabung" bezeichnet. Überhaupt ist der Festivalgründer dieses Mal besonders stolz auf das gesamte Line-Up: "Dass derart aufwendige und anspruchsvolle Projekte in Oberhaching mittlerweile möglich sind, ist ein klarer Beweis dafür, wie überaus positiv sich das Kulturleben in meiner Heimatgemeinde entwickelt hat."

Neben dem Jazz-Festival hat die Oberhachinger Kultursaison - Karten inklusive Rabatt-Pakete gibt es seit Donnerstag dieser Woche - noch zahlreiche viel versprechende Veranstaltungen zu bieten. Luz Amoi, die als Spezialisten für bayerische Weltmusik firmieren, präsentieren bereits am 21. März ihr neues Programm "Kirschblütenzeit". Das Quartett Hotel Bossa Nova aus Wiesbaden, das Mitte April in den Münchner Süden kommt, verbindet versiert Bossa mit Samba, Fado, Latin und Classic Jazz: eine beschwingte Mischung mit der indisch-portugiesische Lead-Sängerin Liza da Costa, die über Temperament und eine verführerische Stimme verfügt.

Auch Radio Europa nimmt das Publikum mit auf einen musikalischen Höhenflug über den ganzen Kontinent. Im Bereich Klassik spielt der in München lebende Australier Michael Leslie im Mai Mussorgskis berühmten Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung". Oberhachinger Chöre und das Kammerorchester unter Ricarda Geary führen am 15. März "Ein Deutsches Requiem" von Johannes Brahms in St. Bartholomäus auf. Kabarett? Freilich, gibt es auch: von Stephan Zinner - Nockherberg-Double von Markus Söder - über Stefan Waghubinger, Andreas Martin Hofmeir und den mit dem Deutschen Kabarettpreis 2017 ausgezeichneten Mathias Tretter bis zu Han's Klaffl, der erst im September auftritt. "Er ist das erste Mal bei uns. Darüber freue ich mich", sagt Böhm. Natürlich gibt es noch vieles anderes, von Kino über die Reihe "Musik & Antipasti" bis Kunstausstellungen. Frei nach Lhotzky: Das Oberhachinger Kulturleben blüht.

Karten gibt es unter www.oberhaching.de sowie in Oberhaching in Bibliothek, Bürgerbüro und bei der Buchhandlung Kempter, zudem bei Reservix.

© SZ vom 23.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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