Verkehrsregelung in Grünwald:Eine Ampel und noch lange keine Lösung

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Gerd und Susanne Wiese haben von ihrem Balkon aus einen guten Blick auf die gefährliche Kreuzung. (Foto: Claus Schunk)

Das Grünwalder Ehepaar Wiese hält eine Kreuzung an der Oberhachinger Straße für gefährlich. Seit Jahrzehnten wird die Situation immer wieder geprüft.

Von Claudia Wessel, Grünwald

Susanne und Gerd Wiese wohnen im "Hochhaus" an der Josef-Sammer-Straße 19 im 5. Stock. Von ihrem Balkon aus haben sie den besten Überblick über die Kreuzung Oberhachinger Straße/Josef-Sammer-Straße und Sudetenstraße. Und oftmals stockt ihnen beim Beobachten des Verkehrs der Atem. Denn was sich da unten tut, erscheint ihnen nicht selten gefährlich. Passiert sei zum Glück noch nichts, außer dass ein paarmal Autos im Zaun eines gegenüber liegenden Grundstücks landeten, so Susanne Wiese. Doch würde die Kreuzung mit Ampeln ausgestattet, wäre ihnen wohler.

Genau gegenüber von ihrem Haus auf der anderen Straßenseite der Josef-Sammer-Straße etwa ist die Haltestelle des Schulbusses. An Schultagen überqueren unzählige Schüler die Josef-Sammer-Straße. Und ob das sicher ist, halten die Wieses für schwer einschätzbar. Denn in den beiden von der Oberhachinger Straße abgehenden Seitenstraßen gibt es keine Ampeln. Aus Sicht der Fußgänger bewegen sich Abbieger aus der stark befahrenen Oberhachinger Straße meist ziemlich plötzlich und ziemlich schnell, vergessen nicht selten zu blinken und sind somit eine Gefahr für die Fußgänger.

Keine Frage: An diesen Seitenstraßen fühlt man sich unsicher, da man nicht einschätzen kann, was sich rundherum tut und gleich tun wird. Steht etwa ein Auto in der Sudetenstraße, fragt man sich, will es geradeaus weiterfahren oder abbiegen? Ein Abbieger müsste zwar blinken, wer aber vorsichtig ist, traut der Sache nicht ganz. Auch für die Autofahrer ist die Situation schwierig. Wer aus den Seitenstraßen zu Stoßzeiten - laut den Wieses von 8 bis 10 Uhr und von 16 bis 18 Uhr - in den Stau auf der Oberhachinger Straße einbiegen will, hat es schwer, vor allem als Linksabbieger. Die Wieses haben schon Autofahrer beobachtet, die ausgestiegen sind und die Druckknopf-Fußgängerampel über die Oberhachinger Straße betätigt haben, damit die rot wird und der Verkehr stoppt.

Verkehr auf der Oberhachinger Straße hat zugenommen

Mit ihrem Anliegen haben sich die Wieses im Lesercafé der Süddeutschen Zeitung gemeldet. Sie wissen, dass es sich bei der Verkehrsregelung an dieser Kreuzung um eine unendliche Geschichte handelt. Denn die Wieses wohnen seit 1960 in dem Haus. "Ich war der allererste Mieter", sagt Gerd Wiese. Damals war die Oberhachinger Straße noch ein Feldweg. Irgendwann wurde sie asphaltiert, doch der Verkehr war noch sehr gering. Vor allem der Neubau der Grünwalder Brücke, so die Einschätzung des Ehepaars, habe den Verkehr in der Oberhachinger Straße erhöht. Schließlich sind die nächsten Überquerungsmöglichkeiten der Isar im Süden in Schäftlarn, im Norden die Thalkirchner Brücke.

Die genauen Daten über die Geschichte dieser Ampel kennt Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU). Die Druckknopfampel, die Fußgängern das Überqueren der Oberhachinger Straße ermöglicht, wurde 2001 errichtet. Doch schon drei Jahre später war klar, dass die Situation nicht perfekt war. Am 29. Juni 2004 diskutierte der Gemeinderat die Idee, die auch die Wieses erneut vortragen, nämlich auch in den beiden Seitenstraßen jeweils eine Ampel einzurichten. Die weiteren Schritte fasst Neusiedl so zusammen: Letztendlich sei eine Änderung immer daran gescheitert, dass von fachlicher Seite befürchtet worden sei, dass weitere Ampeln zu einer Verlagerung des Verkehrs auf Schleichwege in Wohngebieten führen wurde. Wohl nach dem Motto, nichts ist für einen Autofahrer so schlimm wie das Warten an einer Ampel.

Landratsamt wartet auf Stellungnahmen

In den Jahren 2008, 2009, 2012, 2013, 2017 war die Ampel immer wieder Thema, im Gemeinderat ebenso wie in Bürgerversammlungen. Ebenso oft gingen Ablehnungen von Seiten des Landratsamtes ein, mit diversen Begründungen, etwa der Verkehr in der Oberhachinger Straße werde von weiteren Ampeln zu oft angehalten, der Signalschutz für Fußgänger ginge verloren, die Wartezeiten würden erheblich steigen. Auch jetzt sind wieder Fachleute beim Landratsamt mit dem Anliegen der Grünwalder befasst. "Derzeit wird die Verkehrssituation an der Oberhachinger Straße / Josef-Sammer-Straße in Grünwald erneut überprüft", teilt Pressesprecherin Christine Spiegel mit. "Hierzu werden unter anderem auch Stellungnahmen von der Gemeinde und von anderen beteiligten Behörden eingeholt. Aktuell liegen noch nicht alle Stellungnahmen in vollem Umfang vor. Die abschließende Beurteilung ist daher noch nicht erfolgt." Es bleibt spannend. Und nach Meinung der Wieses auch gefährlich.

© SZ vom 26.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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