Verkehr:Mehr Beton, weniger Lärm

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Die Autobahndirektion verspricht in Unterschleißheim, dass es für die Anwohner ebendort, in Oberschleißheim undin Neufahrn nach dem Ausbau der A 92 deutlich leiser wird.

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Der Verkehr auf der A 92 nimmt permanent zu, jetzt wird die Autobahn von vier auf sechs Spuren erweitert - doch für die Anlieger wird die Lärmbelastung nach Aussage der Autobahndirektion abnehmen. Bei einer Informationsveranstaltung am Montag im Unterschleißheimer Bürgerhaus versprach Jochen Eid, der zuständige Sachgebietsleiter bei der Autobahnbehörde, sogar eine "dramatische Verbesserung der Lärmsituation". Die Prophezeiung gründet darauf, dass mit dem Ausbau auch ein umfassendes Arsenal an Lärmschutzmaßnahmen eingerichtet wird.

Zwischen dem Dreieck Feldmoching und dem Kreuz Neufahrn wird die Autobahn auf zwölf Kilometern Länge sechsspurig, dazu werden die beiden Anschlussstellen Ober- und Unterschleißheim zu gigantischen Verkehrsknoten ausgebaut. Die Fahrbahnen, die bisher in jede Richtung elf Meter breit sind, werden auf 14,5 Meter erweitert.

In der Summe werden für die Baumaßnahme 31 Hektar Landschaft neu versiegelt. Neben unmittelbar straßenbegleitenden landschaftspflegerischen Maßnahmen wird der Löwenanteil der ökologisch notwendigen Ausgleichsmaßnahmen über das staatliche Ökokonto andernorts abgewickelt. Konkret heißt das, dass entlang von Ober-, Unterschleißheim und Eching 31 000 Quadratmeter zubetoniert werden und in Krailling Flächen naturschutzfachlich aufgewertet werden.

Die unter den etwa 120 Besuchern im Bürgerhaus aufkommende Debatte dazu wurde am Montag nicht zugelassen: Inhaltliche Auseinandersetzungen zu dem Projekt sind Gegenstand des gerade laufenden Genehmigungsverfahrens. Bis 6. April können bei der Bezirksregierung oder in den Rathäusern in Oberschleißheim, Unterschleißheim und Neufahrn Einwände abgegeben werden. In der Informationsveranstaltung lieferte die Behörde aber eine Gebrauchsanweisung, wie man eigene Betroffenheiten in den mehrere tausend Seiten umfassenden Unterlagen erkennt.

Für jede Etage jedes Hauses in einem relevanten Umkreis wurden Lärmberechnungen vorgenommen. Bis auf drei Anwesen in Unterschleißheim und eins in Eching, die nicht im Siedlungsgebiet liegen, sondern auf freier Flur, könnten für lückenlos alle Häuser und Quartiere erlaubte Lärmwerte nachgewiesen werden.

Die Prognosezahlen erwarten für 2030 eine tägliche Belastung auf der A 92 von bis zu 100 000 Fahrzeugen in der Nähe Feldmochings und immer noch rund 90 000 zwischen Ober- und Unterschleißheim. Bei dieser Verkehrsfrequenz würden 230 Häuser in Unterschleißheim übermäßig von Lärm belastet, 65 in Oberschleißheim und 41 im Unterschleißheimer Stadtteil Riedmoos. Mit den geplanten Lärmschutzvorkehrungen sinke die Überschreitung von Grenzwerten auf Null. Auch im Vergleich zum aktuellen Verkehrslärm entlang der Autobahn werde es "für die Anlieger spürbar leiser", heißt es.

Kernstück der Pläne ist der Einsatz von lärmminderndem Asphalt auf fast der kompletten Ausbaustrecke bis kurz vor dem Kreuz Neufahrn. Der Belag soll identische Wirkung erzielen wie der vor Jahren zwischen Eching und Garching auf der A 9 verlegte Flüsterasphalt. Die Lärmminderung um fünf Dezibel als Berechnungsgrundlage der Lärmemission werde von der Autobahnbehörde auch dauerhaft garantiert, hieß es. Der schnell verschleißende Belag dämme anfangs noch deutlich stärker. Sobald seine Wirkung auf unter fünf Dezibel sinke, werde er ausgetauscht. Dazu werden fast lückenlos Lärmschutzwälle und -wände aufgeschüttet.

Im Zug der Baumaßnahme werden auch alle Brücken über die Autobahn auf den zwölf Kilometern erneuert, inklusive der Anschlussstellen. Die Behinderungen des laufenden Verkehrs würden dennoch minimal sein, weil alle Brücken erst neben der bisherigen Spur neu gebaut und dann erst die alten abgebaut werden.

Der Stadtrat von Unterschleißheim und der Gemeinderat von Oberschleißheim werden in ihren nächsten Sitzungen die amtlichen Anregungen und Einwendungen zu dem Projekt verabschieden. Unter anderem die Kritik der Anliegergemeinden hatte das bereits 2013 gestartete Verfahren zwischenzeitlich gestoppt, weil die Berechnung der Lärmbelastung damals als fehlerhaft und unzureichend gerügt worden war.

© SZ vom 14.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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