Unterschleißheim:Teure Ruhe

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Bürger beklagen hohe Friedhofsgebühren

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Nahe Verwandte von ihm seien vor ihrer Beerdigung nicht einmal in der Aussegnungshalle im Friedhof aufgebahrt worden, schilderte Bernhard Kramer bei "SZ im Dialog": "Das war einfach so sauteuer." Er findet, dass Unterschleißheim die mit Abstand teuersten Friedhofs- und Grabgebühren im weiten Rund verlange und das sei "nicht in Ordnung". Für die Stadt sei das "reine Geldmacherei". Ist Sterben in Unterschleißheim wirklich besonders kostspielig?

Grundsätzlich müssen Friedhofsgebühren per Kommunalgesetz kostendeckend sein, der komplette Aufwand der Friedhofsverwaltung muss also auf die Gebühren umgelegt werden. Als einzige Kommune weithin kalkuliert Unterschleißheim seine Friedhofsgebühren auf eine Nutzungsdauer von sieben Jahren. Während die Nachbarkommunen runde Nutzungsfristen von zehn Jahren ansetzen, orientiert sich Unterschleißheim strikt an der Biologie: Nach sieben Jahren sei anhand der geologischen Beschaffenheit des Untergrunds die Zersetzung abgeschlossen. Die unterschiedlich bemessene Zeitspanne erschwert die Vergleichbarkeit. Die geringere Laufzeit verringert andererseits auch wieder den absoluten Aufwand der Grabmieter. "Unsere durchschnittliche Nutzungsgebühr ist nicht teurer", versichert daher Thomas Stockerl, der Sprecher der Unterschleißheimer Stadtverwaltung.

Rein mathematisch ist sie es durchaus. 262 Euro verlangt Unterschleißheim für ein Einzelgrab im Waldfriedhof oder im alten Friedhof Lohhof auf sieben Jahre, 657 Euro für ein Familiengrab. In Oberschleißheim liegen die Nutzungsgebühren bei 300 und 650 Euro, in Garching bei 310 und 620 Euro, jeweils für zehn Jahre. In Eching kostet das Grab für zehn Jahre gar nur 230 und 460 Euro, Haimhausen verlangt für ein Familiengrab zwischen 52 und 57 Euro im Jahr. Damit kostet ein Familiengrab in Unterschleißheim für sieben Jahre mehr als in den Nachbargemeinden für zehn Jahre, ein Einzelgrab kostet im Jahresdurchschnitt in Unterschleißheim 37,50 Euro, in Oberschleißheim und Garching 30 und 31 Euro, in Eching 23 Euro.

Derartige Werte seien im Detail "nie vergleichbar", betont Stockerl. Eine Sondersituation, warum Unterschleißheim etwa überdurchschnittlich hohen Aufwand betreibe, sehe er jedenfalls nicht. "Wir sind nicht ganz frei in der Gebührengestaltung", schildert der Rathaussprecher. Dennoch werde die Stadtverwaltung regelmäßig von der Kommunalaufsicht im Landratsamt gerügt, dass die Friedhofsgebühren nicht kostendeckend umgelegt würden, die Gebühren von Rechts wegen also noch höher liegen müssten. Neben der reinen Grabpflege und -verwaltung beinhaltet der kommunale Aufwand zum Friedhofsunterhalt auch einen unterschiedlich hohen Anteil, der als Pflege öffentlicher Grünanlagen gilt und daher nicht auf die Gebühren umgelegt wird. Der Stadtrat gehe bei Erhöhungen immer moderat vor, berichtet Stockerl, "wir versuchen schon, den legalen Spielraum im Sinne der Bürger auszunutzen".

© SZ vom 04.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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