Unterhaching:Vier Wege zum Kriegerdenkmal

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Die Gemeinde Unterhaching will den Friedensplatz freundlicher gestalten. Dabei hat auch das Landesamt für Denkmalpflege mitzureden. Denn es hat das 1925 eröffnete Mahnzeichen in seine Liste schützenswerter Objekte aufgenommen - ohne die Gemeinde zu informieren

Von Michael Morosow, Unterhaching

Das Freundlichste an dieser Stelle mitten im alten Ort ist ihr Name: Friedensplatz. Hier gedenkt die Unterhachinger Bevölkerung seit Generationen bei der traditionellen Kranzniederlegung am Volkstrauertag der Opfer der beiden Weltkriege. Von dem frischen Glanz, den der Platz bei der Einweihung des Kriegerdenkmals am 7. Juni 1925 verströmte, ist heute nicht mehr viel zu sehen. In seiner jüngsten Sitzung hat der Bauausschuss des Unterhachinger Gemeinderats nunmehr beschlossen, die aus Muschelkalk gefertigte Stele zu konservieren und darüber hinaus den Friedensplatz neu zu gestalten. Ein Landschaftsarchitekt wird dazu ein Konzept erstellen. Dafür hat das Gremium 17 000 Euro in den laufenden Haushalt gestellt und damit den Vorschlag der Rathausverwaltung übernommen, den diese nach Rücksprache mit Heimatpfleger Günter Staudter und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege erarbeitet hatte.

Bemerkenswert dabei ist das Mitwirken der Denkmalschützer. Denn noch vor wenigen Wochen hat niemand in Unterhaching gewusst, dass das Landesamt das Unterhachinger Kriegerdenkmal jüngst in die Denkmalliste aufgenommen hat - ohne die Gemeinde darüber in Kenntnis zu setzen, wie Rathaussprecher Simon Hötzl sagte. Erfahren hat dies die Gemeinde vom Heimatpfleger, der wiederum nur durch Zufall bei einer Internet-Recherche darauf gestoßen ist.

Streng genommen handelt es sich bei der Stele nicht um ein Kriegerdenkmal, sondern um ein Mahnmal, weil darauf lediglich ein Widmungstext ohne Namensnennung der Gefallenen zu finden ist. Deren Namen sind ausschließlich in den Unterhachinger Kirchen festgehalten. In seinem Vortrag im Bauausschuss plädierte Günter Staudter dafür, sich bei der Umgestaltung des kleinen Ensembles am ursprünglichen Konzept zu orientieren. Und dieses sah vier Wege vor, die aus jeder Himmelsrichtung auf das Kriegerdenkmal zulaufen. Zur Aufwertung des Friedensplatzes sollen deshalb die vier Wege wieder angelegt werden. Derzeit schotte sich der Friedensplatz von seiner Umgebung ab. Um den Platz wieder erlebbarer zu machen, sollte deshalb ein Landschaftsarchitekt Ideen einbringen, heißt es in der Sitzungsvorlage für den Bauausschuss.

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(Foto: Claus Schunk)

Das Unterhachinger Kriegerdenkmal zeigt sich heute etwas abgeschottet.

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(Foto: Felzmann-Archiv)

Auf dem Foto von der Einweihung am 7. Juni 1925 sieht man deutlich die vier Wege, die jetzt wieder entstehen sollen.

Dessen Mitglieder erfuhren nun aus dem Mund des Heimatpflegers historische Details zum Kriegerdenkmal und dem Friedensplatz. So etwa, dass an dieser Stelle ein Sechzehntelgütl stand, das 1858 abbrannte, und dass der Platz seither Gemeindeeigentum ist. In den ersten acht Jahren namenlos, wurde der Platz 1933 nach dem damaligen Reichspräsidenten Hindenburg benannt, erst nach dem Krieg erhielt er seinen heutigen Namen.

Die Einweihung des Kriegerdenkmals am 7. Juni 1925 sei für Unterhaching ein herausragendes Ereignis der Ortsgeschichte gewesen, sagte Staudter. In wirtschaftlich schwieriger Zeit seien 4600 Reichsmark gesammelt und der Münchner Bildhauer Constantin Frick mit der Ausführung beauftragt worden. Frick schuf aus Kirchheimer Muschelkalk eine Stele mit auslaufenden und stilisierten Eckstützen, deren oberes Ende Löwenköpfe abschließen. Die Basis der Stele bildet ein vierseitiger Quader mit Skulpturen. Auf der Südseite ist heute zu lesen: "Gedenket der Toten und bewahrt den Frieden". Die ursprüngliche Inschrift lautete: "Ihren gefallenen Helden gewidmet von der Gemeinde Unterhaching".

Auf einem Relief an der Ostseite segnet Christus einen sterbenden Soldaten. Die Basis ruht auf einem vierstufigen Achteck. Gekrönt wird die Stele mit einer bronzenen Patrona Bavariae. Der Einweihungstag wurde laut Staudter mit einem enormen Aufwand begangen. "Zur Einweihung mit Feldmesse versammelten sich neben der gesamten Einwohnerschaft etliche Delegationen der Nachbarorte. Viele trugen ihre ehemaligen Kriegsuniformen und kamen hoch zu Ross. Für den Festzug bildeten die örtlichen Vereine auf Wägen Szenen aus dem Weltkrieg nach. Die Reichswehr stellte eine Abordnung und die Kapelle des 19. Infanterieregiments umrahmte die Feier musikalisch."

Entdeckte durch Zufall im Internet, dass das 1925 errichtete Unterhachinger Kriegerdenkmal kürzlich unter Denkmalschutz gestellt wurde: Günter Staudter, Heimatpfleger der Gemeinde. (Foto: privat)

Das Denkmal wurde 1955 erstmals renoviert und am Volkstrauertag desselben Jahres neu geweiht. Damals, so Staudter, seien die Muschelkalk-Kugeln auf den Eckstützen durch vier Lampen als Kerzenhalter ersetzt worden. Diese Glasleuchten sollen nun wieder für die vier Muschelkalk-Kugeln Platz machen, zumal sie mittlerweile auch als Papierkörbe genutzt werden, wie Staudter dem Ausschuss berichtete. In einem ersten Schritt soll nun das Kriegerdenkmal konserviert und nicht etwa restauriert werden. Das bedeutet auch, dass das Relief an der Ostseite nicht nachgebildet wird. Exklusiv der Kosten für die erforderliche denkmalschutzrechtliche Genehmigung wird das die Gemeinde circa 11 000 Euro kosten.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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