Hightech-Firma:Chinesen ziehen nach Unterhaching

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Infineon bekommt einen Nachbarn: In direkter Nähe zu dem Neubiberger Technologiekonzern will sich das chinesische Kommunikationsunternehmen Phicomm niederlassen. (Foto: Claus Schunk)

Das Kommunikationsunternehmen Phicomm aus Shanghai siedelt seine Europa-Zentrale in Unterhaching an und schafft 1100 Arbeitsplätze.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Die Gauss-Allee in Unterhaching kennen vermutlich die wenigsten Bewohner der Gemeinde. Kein Wunder, diese Straße gibt es erst seit einen Jahr, noch nicht einmal Google-Maps hat bislang registriert, dass am nördlichen Ende der Gemeinde eine nach dem Mathematiker und Physiker benannte Abzweigung von der Biberger Straße existiert. Bald aber wird diese Adresse weltweit Beachtung finden, denn hier baut das chinesische Kommunikationsunternehmen Phicomm seine Europazentrale. Etwa 1100 Angestellte sollen dann an der Gauss-Allee arbeiten.

Jetzt hat das Unternehmen detaillierte Pläne für das Gebäude mit 34 000 Quadratmetern Geschossfläche eingereicht und den Bauantrag gestellt. Der Bauausschuss hat am Dienstag beschlossen, die Beratung über dieses Vorhaben wegen dessen besonderer Bedeutung dem Gemeinderat zu überlassen. Kommenden Mittwoch, 13. Juli, sollen Architekten, Vertreter des Bauherrn und die Geschäftsführung der Phicomm Europe die Pläne im Plenum erläutern.

Ursprünglich waren an dieser Stelle fünf viergeschossige Würfel vorgesehen. Bei dieser planerischen Idee war dem Gemeinderat damals vor allem wichtig gewesen, dass hier kein lang gezogener Riegel entsteht. Davon sind die Architekten jetzt aber etwas abgerückt und legen einen Entwurf vor, der ein großes Gebäude mit einer sogenannte Kammstruktur vorsieht. Wie fünf Finger sollen die an einen lang gezogenen Gebäudeteil entlang der Gauss-Allee angedockten Häuser nach Norden Richtung Neubiberg und Infineon ragen.

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Die ursprünglich vorgesehene Dachbegrünung fällt weg, stattdessen sollen grüne Innenhöfe entstehen. Direkt an der Biberger Straße soll das Rechenzentrum der Firma gebaut werden, auch eine Entwicklungs- und Forschungsabteilung und der Vertrieb gehören zu dem neuen Europa Headquarter. "Insgesamt wird das Gebäude weniger wuchtig", findet der Rathaussprecher und Wirtschaftsförderer der Gemeinde, Simon Hötzl. Das Unternehmen habe nun die veränderten Planungen vorgelegt, da die Kammform des Gebäudes besser zur Organisationsstruktur des Unternehmens passe.

Auf der Webseite von Phicomm kann man sich bereits anhand einer Simulation anschauen, wie das Hightech-Unternehmen sich den Norden Unterhachings im Jahr 2018 vorstellt. Ob es wirklich so kommt, entscheiden die Gemeinderatsmitglieder, die teilweise noch etwas skeptisch sind, die genauen Pläne aber erst in den nächsten Tagen zu sehen bekommen. "Das schaut aus wie eine Stadtmauer", befürchtet Grünen-Gemeinderätin Gertraud Schubert, sie bittet um Durchgänge für Fußgänger. "Das ist visuell sehr prägend", gab auch Florian Riegel (CSU) zu bedenken.

Noch hat das Unternehmen seinen Sitz in Shanghai

Tatsächlich wird hier - voraussichtlich mit Baubeginn Ende dieses Jahres - einer der größten Industriestandorte in Unterhaching errichtet. Wie viele Steuern das Unternehmen in die Gemeindekassen spülen wird, bleibt allerdings noch ungewiss. "Finanziell lässt sich das nicht seriös beantworten", sagte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD). Er ist zunächst vor allem froh, dass das Unternehmen mit Hauptsitz in Shanghai und Shenzhen sich bei der Standortentscheidung zwischen Frankfurt und Unterhaching für seine Gemeinde entschieden hat.

Hötzl findet gar: "Eine solche Geschäftsidee gewinnt an Attraktivität, da jetzt alle Rechenzentren aus Großbritannien flüchten müssen." Ganz neu sind die Chinesen in Unterhaching nicht. Bereits seit 2012 arbeitet Phicomm mit zehn Mitarbeitern im Bürokomplex Hatrium, ein Jahr später entschloss sich die Konzernleitung, in direkter Nachbarschaft zu bauen.

© SZ vom 07.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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