Unterhaching:Nicht einzusehen

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Bei Abiturfeiern ist die Bühne in der Aula des Unterhachinger Gymnasiums perfekt einzusehen. Die Techniker im Regieraum aber müssen sich eher auf ihr Gehör verlassen, sie haben keine freie Sicht auf das Podium. (Foto: Angelika Bardehle)

Eine Regiekabine ohne Ausblick auf die Bühne? Im Streit um die Korrektur dieses Konstruktionsfehlers in der Aula des Unterhachinger Gymnasiums findet der Landkreis eine Lösung - die aber gefällt nicht jedem

Von Iris Hilberth

Die neue Aula gilt als das Herzstück des Anbaus am Lise-Meitner-Gymnasium Unterhaching. Versammlungen finden hier statt - und Kulturveranstaltungen der Schule. Theatersaal wird sie gerne genannt. Ein schickes Halbrund mit Bühne, blauen gepolsterten Sitzen und einer Regiekabine. Aber genau dieser Glaskasten für die Techniker führt 13 Jahre nach seiner Eröffnung zu reichlich Diskussionen. Denn im Zuge der derzeitigen Sanierungsarbeiten am Gymnasium soll auch endlich ein Planungsfehler von damals korrigiert werden. Die Regiekabine stellte sich als untaugliches Konstrukt heraus, da von dort aus die Bühne überhaupt nicht eingesehen werden kann. Nun stellt sich die Frage: Wer zahlt den Umbau? Immerhin soll die Baumaßnahme 480 000 Euro kosten. Die Rechnung, die der Landkreis und die Zweckverbandsgemeinden dazu aufmachen müssen, ist reichlich kompliziert. Vor zwei Jahren hatte der Kreistag beschlossen, fortan die Kosten für Sanierungs- und Umbaumaßnahmen an den weiterführenden Schulen komplett zu übernehmen. Allerdings sollte das zunächst nur für Bauten gelten, die zum Zeitpunkt der Errichtung förderfähig waren. Der Theatersaal war das nicht. Und das lag schlichtweg daran, dass eine solche Einrichtung damals nicht auf der Liste für förderfähige Maßnahmen der Regierung von Oberbayern stand. Toiletten stehen da übrigens auch nicht drauf. Also hatte der Zweckverband den Saal einfach selbst finanziert, allerdings nur unter Murren der Zweckverbandgemeinde Taufkirchen, die damals fand, so etwas brauche es nicht. "Der Saal war aber notwendig, weil die alte Aula aus feuerschutztechnischen Gründen nicht für so viele Leute ausgelegt war", sagte Erwin Knapek (SPD), der damalige Bürgermeister von Unterhaching, am Donnerstag in der Sitzung des Zweckverbands, in dem er als Oberhachinger Gemeinderat Mitglied ist. Vergangene Woche im Ausschuss für Bauen und Schulen des Landkreises war man sich zunächst recht uneinig, ob man nun für die Sanierung des Theatersaals aufkommen soll oder nicht. Schließlich war das Problem schon lange bekannt, der Architekt war nicht in die Pflicht genommen worden, der Projektsteuerer hatte alle Fehler von sich gewiesen. 2006 beschloss der Zweckverband, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Mal abgesehen von dem "erstaunlichen Planungsfehler" sieht Landrat Christoph Göbel in der Sache mehrere Probleme: Neben der Förderfähigkeit eines Theatersaals stelle sich die Frage, ob ein Beschluss eines Zweckverbands, bei dem der Landkreis mitgestimmt hat, vom Ausschuss überhaupt gekippt werden könne. Auch wurde an vielen anderen weiterführenden Schulen im Landkreis teils erheblich über den genehmigten Bedarf hinaus gebaut. Letztlich hat man sich im Unterhachinger Fall auf folgende Kostenaufteilung verständigt: Der Landkreis übernimmt 360 000 Euro, die restlichen 120 000 kommen aus den Rücklagen des Zweckverbands. Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) sieht in der neuen Regelung des Zweckverbands "einen Prozess, der sich noch bewegt". "Jeder Zweckverband hat seine Eigenheit, bei uns ist es eben die Aula, die von den Gemeinden bezahlt wurde", sagte er in der Sitzung.

© SZ vom 05.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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