Unterhaching:Künstlerische Ménage-à-trois

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Alessandra Motta Rees, Lisa Hinterholzer und Katja Ochoa Molano präsentieren im Kubiz ihre Bilder in der Ausstellung "Dreierlei". Die Werke fügen sich trotz unterschiedlicher Ausdrucksformen gut zueinander

Von Cathrin Schmiegel, Unterhaching

Im historisch-politischen Kontext entpuppte sich das Dreierbündnis nicht immer als Erfolgsmodell. Beide römische Triumvirate etwa mündeten in einen Bürgerkrieg, und auch in jüngerer Zeit gemahnt einen das Scheitern der berüchtigten SPD-Troika Scharping, Schröder, Lafontaine Mitte der Neunziger an die schnelle Vergänglichkeit einer zweckgerichteten Ménage-à-trois.

Wer jenseits der historisch-politischen Sphäre in die Welt von Musik und Literatur blickt, dem mutet das Konzept Trio schon eher als Erfolgsmodell an - von den Drei Tenören über die drei Musketiere bis zur Band Trio. In der Bildenden Kunst ist die Konstellation aus naheliegenden Gründen seltener, aber in Unterhaching gibt es derzeit eine Ausstellung, die auch im Zeichen der Drei steht: Im Kubiz präsentieren die Künstlerinnen Katja Ochoa Molano, Lisa Hinterholzer und Alessandra Motta Rees unter dem Titel "Dreierlei" ihre Werke. Ihre Bilder hängen dort noch bis Samstag, 8. August. Die Ausstellung haben die Protagonistinnen, die engen Kontakt zu einander pflegen, bewusst zu dritt gestaltet. Und in diesem Fall ist es stimmig. Unterschiedlicher könnten die Frauen nicht sein - und doch: Sie passen wunderbar zusammen.

Ochoa Molano, Hinterholzer und Motta Rees fanden in einem Kunstkurs zueinander, 2003 war das. Es sollte noch sechs Jahre dauern bis zur ersten gemeinsamen Ausstellung, das Thema: "Oktoberfest". Worum es ging, ist sofort klar. In Unterhaching fehlt dieser Tage ein thematischer Rahmen. Und genau das ist das Aufregende daran. Die Bilder sind so unterschiedlich wie die Frauen selbst. Ochoa Molanos Werke sind teils so bunt, dass der Betrachter die Wärme des Strandes physisch spüren kann, den sie malte. Ihre Werke tragen expressionistische Züge. "Mit den Motiven will ich Lebensfreude und Emotionen ausdrücken", sagt sie. "Ich will gegen das Trostlose in der Welt mit etwas Positivem antreten." Ochoa Molano ist in Kolumbien aufgewachsen, dort hat sie das Träumen gelernt. Den Betrachtern ihrer Werke überträgt sie diese Fähigkeit, er kann sich auf dem Bild "Happy Sailing" ins weite Meer fantasieren.

Drei gewinnt: Die Künstlerinnen Alessandra Motta Rees, Katja Ochoa Molano und Lisa Hinterholzer (von links). (Foto: Angelika Bardehle)

Motta Rees Bilder unterscheiden sich signifikant vom Stil Ochoa Molanos. Die gebürtige Italienerin könnte als Realistin durchgehen, gerade auch bei der Wahl ihrer Themen. "Bei mir ist immer der Mensch im Mittelpunkt", sagt sie. Ein Acryl-Gemälde - es ist das teuerste der Ausstellung - trägt den Namen "Weird News". Darauf zu sehen ist ein kleines Mädchen, in einen roten Mantel gehüllt. In der Hand hält sie einen schemenhaft skizzierten Hasen, im Hintergrund sammeln sich Zeitungsfetzen. "Es geht um die Medienüberflutung in der Gesellschaft", sagt Motta Rees. Darum, dass heute alles gemeldet werde, auch die Nachricht über einen Hasenzüchterwettbewerb. Ist auf Motta Rees Gemälden der Mensch nicht selbst zu sehen, ist seine Anwesenheit doch immer spürbar. "Der Betrachter sieht die Landschaft von seinem Blickwinkel aus", sagt Motta Rees. Die Realität der Künstlerin wird so zu der des Zuschauers. Das hat Methode: "Ich verbinde meine Weltanschauung mit meinen Bildern."

Motta Rees und Ochoa Molano arbeiten in einem Atelier zusammen, im "Lebensraum Kunst" in Hohenbrunn. Hinterholzer dagegen hat sich ihr Atelier im eigenen Haus aufgebaut. Sie ist auch die einzige in der Runde, die nichts Gegenständliches malt. Ihre Bilder lassen sich von den Farben darin tragen. "Dämmerung" ist eine ihrer liebsten Reihen: vier Stücke, die gerade 40 mal 40 Zentimeter messen, auf denen sich diverse Grautöne mischen. "Sie haben trotzdem eine große Aussagekraft", sagt Hinterholzer, "ich kann mich in solchen Gemälden verlieren". Die gebürtige Unterhachingerin experimentiert sehr gerne. Bei dem Werk "Lost L" hat sie mit Zement herumprobiert. Sie betonierte das Alphabet in ihr Gemälde, das "L" ist abgebrochen. "Es ist verloren gegangen, ich habe es wiedergefunden und an andere Stelle geklebt", sagt sie. Das "L" prangt jetzt allein am Rand. Rechts daneben hängt in der Ausstellung ihr Bild "Love". Das Wort steht in großen Lettern darauf. Unwillkürlich fragt sich der Betrachter, ob das verlorene "L" auf der einen Leinwand Anspielung auf dieses Gemälde ist.

Der Betrachter glaubt die Wärme des Strandes physisch zu spüren: Katja Ochoa Molanes farbintensives Werk "Piombino 4". (Foto: Repro: Angelika Bardehle)

Es ist nicht das einzige Mal, dass man als Besucher der Ausstellung das Gefühl bekommt, dass sich hier alles gut zusammenfügt. Trotz all der Unterschiedlichkeit. Und die wollen sich die Frauen auch nicht gegenseitig nehmen. Ihre Inspiration hat jede für sich. "Wir nehmen lediglich die Rolle des kritischen Betrachters für die andere ein", sagt Motta Rees. Als Besucher erkennt man dann schließlich doch eine Gemeinsamkeit, ohne die eine kreative Ménage-à-trois nicht funktionieren könnte. "Was uns verbindet", sagt Ochoa Molano "ist die Liebe zur Kunst".

Die Ausstellung "Drei Frauen, drei Weltanschauungen, drei Ausdrucksformen" der Künstlerinnen Katja Ochoa Molano, Lisa Hinterholzer und Alessandra Motta Rees kann noch bis Samstag, 8. August, besucht werden. Die Bilder hängen im Unterhachinger Kunst- und Bildungszentrum (Kubiz), Jahnstraße 1.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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