Unterhaching:Kampf um die grüne Mitte

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Am Durchstich von der Witney- zur Ludwig-Specht-Straße scheiden sich die Geister. (Foto: Angelika Bardehle)

Befürworter wie Gegner des Durchstichs auf der Stumpfwiese haben Unterschriften gesammelt.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Als die Gemeinde Unterhaching in den Neunzigerjahren damit begann, auf dem Acker des Bauern Stumpf am nördlichen Ortsrand ein Neubaugebiet zu planen, hatte der damalige SPD-Bürgermeister Walter Paetzmann eine Vision. Autofrei, oder zumindest autoarm sollte sie werden, die neue Siedlung auf der Stumpfwiese. Man könnte die Wagen doch am Rande in drei bis vier Parkhäuser abstellen oder sogar den Erwerb einer Eigentumswohnung an den Verzicht auf ein Auto knüpfen, so die Idee. Dass daraus nichts wurde, ist bekannt. Zwanzig Jahre später hat sich dieses Verkehrskonzept der Zukunft von 1995 gänzlich ins Gegenteil gekehrt: Die Straßen auf der Stumpfwiese sind trotz Tiefgaragen zugeparkt, und die Autos fahren vor allem durch die Walter-Paetzmann-Straße.

Der zunehmende Verkehr nervt die Anwohner, denn autofrei ist nur noch die sogenannte grüne Mitte, weil hier einfach keine Straße durchführt. Doch auch das steht mittlerweile zur Disposition. Was die einen freut und die anderen mächtig ärgert. Ein möglicher Durchstich zwischen Witneystraße und Ludwig-Specht-Straße spaltet die Stumpfwiesenbewohner in zwei Lager und mobilisiert die Bürger zum Protest. Nachdem sich bereits gut 200 Bürger für die Verbindung der beiden Straßen aussprachen, haben am Mittwochabend nun die Gegner des Ringschlusses vor der Gemeinderatsitzung Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) eine Unterschriftensammlung mit 605 Namen überreicht. Derzeit läuft ein Bebauungsplanverfahren.

Schleichweg durch das Wohngebiet ist nicht wirklich schneller

Dem vorangegangen war eine Bürgerwerkstatt, bei der sich eine Mehrheit der anwesenden Stumpfwiesenbewohner für den Erhalt einer durchgängigen grünen Mitte ausgesprochen hatte. Diesem Votum war der Gemeinderat mit den Stimmen von SPD und Grünen gefolgt, als sie die Verwaltung mit dem Entwurf eines Bebauungsplans beauftragte. Zum Unmut von CSU und FDP, die vor einer Entscheidung über die zukünftige Verkehrsführung auf der Stumpfwiese die Ergebnisse eines Verkehrsgutachtens abwarten wollten.

Diese Expertise läuft derzeit noch. Zunächst soll versucht werden, mit einem Umbau der Kreuzung der Biberger und der Leipziger Straße den Verkehr auf der benachbarten Kreis- und Hauptdurchgangsstraße flotter zu machen. Dann soll es eine neue Verkehrszählung geben. Denn neben dem hausgemachten Anliegerverkehr ist vor allem der stark frequentierte Knotenpunkt am Feuerwehrhaus schuld an dem hohen Verkehrsaufkommen im Wohngebiet.

Statt zwei oder auch mal drei Ampelphasen abzuwarten, biegen die aus Richtung Norden kommenden Autofahrer lieber in Richtung Stumpfwiese ab und machen die Walter-Paetzmann-Straße zu einer Hauptverkehrsader. "Es geht zwar in Wirklichkeit nicht schneller hier durchzufahren, doch die Leute empfinden es offenbar so, weil sie nicht stehen bleiben müssen", sagt Rathaussprecher Simon Hötzl.

Bei einer Bürgerwerkstatt im vergangenen Jahr wurden verschiedene Variaten für die Grüne Mitteauf der Stumpfwiese diskutiert. (Foto: Claus Schunk)

Kreuzungsumbau an der Kreisstraße soll Entlastung bringen

Die Gemeinde will hier jetzt Entlastung schaffen, indem sie demnächst die Kreuzung umbaut. Die Rechtsabbiegespur in die Leipziger Straße soll erweitert und die Intervallzeiten der Ampel verkürzt werden, "damit werden wir den Verkehr auf der Kreisstraße an dieser Stelle beschleunigen", hofft Hötzl. Mit einem anderen Versuch, die Leute aus dem Wohngebiet herauszuhalten, war Unterhaching bereits gescheitert.

Die Gemeinde hatte zunächst den umgekehrten Weg gehen wollen, indem sie den Verkehr in der Walter-Paetzmann-Straße mit einem Tempolimit von zehn Stundenkilometern verlangsamt und somit die Nutzung dieser Straße für den Durchgangsverkehr äußerst unattraktiv macht. Die Schilder sollten vor dem Seniorenwohnheim und den Kindertagesstätten stehen. Der Plan ist allerdings nicht aufgegangen, das Landratsamt bremst die Gemeinde aus. Die Behörde begründete ihre Ablehnung damit, dass kein Unfallschwerpunkt erkennbar sei und die Belange des motorisierten Verkehrs nicht angemessen berücksichtigt würden. Nun hat die Gemeinde wenigstens zwei Zebrastreifen gebaut, die Autos aber fahren trotzdem.

Im Nordwesten der Stumpfwiese will man die auch nicht haben, weswegen nun die Anwohner der Ludwig-Specht-Straße Unterschriften gegen den Durchstich gesammelt haben. Sie sagen: "Es kann nicht die Lösung des Problems sein, zur Entlastung der Walter-Paetzmann-Straße noch mehr Durchgangsverkehr in unser Wohngebiet zu holen."

© SZ vom 30.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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