Unterhaching:Gemeinderat unter Betrugsverdacht

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Er ist Unternehmer und für die SPD im Gemeinderat. Seit drei Wochen sitzt er in Untersuchungshaft. Offenbar geht es um den Verdacht fingierter Rechnungen.

M. Morosow

In München kennt man Walter R. als "tiefblauen" Löwen-Fan und Leiter der Sparte Wassersport beim TSV 1860 München. In Unterhaching hat er sich als Unternehmer und SPD-Gemeinderat einen Namen gemacht. Hobby und Beruf kann er seit drei Wochen nicht mehr ausüben: Nach SZ-Informationen wurde der 50-Jährige am 1. Juni wegen Betrugsverdachts festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft in München-Stadelheim. Den Vernehmen nach geht es um den Verdacht fingierte Rechnungen, womöglich auch Konkursverschleppung.

Ein Unternehmer und Politiker aus Unterhaching sitzt seit drei Wochen in Untersuchungshaft. (Foto: AP)

Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft MünchenI, Barbara Stockinger, bestätigte am Sonntag die Ermittlungen gegen den Geschäftsführer der Wüst GmbH, wollte aber keine Details zu den Vorwürfen nennen. Das Unternehmen mit 60 Mitarbeitern stellt Spezialwerkzeuge für Spritzgussverfahren her und liefert unter anderem an Siemens. R.s Familie war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Vor allem in Münchner Fußballkreisen ist der 50-Jährige ein Begriff, hatte er doch im Vorjahr einen aufsehenerregenden Vorschlag zur Lösung des Stadionproblems präsentiert: Neubau eines 60er-Stadions auf Unterhachinger Flur, mit der SpVgg Unterhaching als Mieterin. Das Vorhaben scheiterte. Zu diesem Zeitpunkt war seine Firma bereits schwer angeschlagen, die Auftragsbücher waren offenbar leer.

Ob sich der Unternehmer in seiner Not etwas habe zuschulden kommen lassen, wisse er nicht, es gelte aber die Unschuldsvermutung, sagte Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD). Nach seiner Kenntnis könne der Unternehmer eventuell kommende Woche das Gefängnis wieder verlassen.

Zusätzlich zum Unterhachinger Firmensitz gründete Walter R. in den neunziger Jahren auch eine Fertigung in Nepal mit rund 250 Beschäftigten. Wie es mit der Firma Wüst GmbH weitergehen wird, ist derzeit noch ungewiss. Viele Mitarbeiter der Unterhachinger Belegschaft gehören schon seit 40 Jahren und länger zur "Wüst-Familie".

Dem Vernehmen nach sind ihre Arbeitsplätze zwar nicht in Gefahr, allerdings werden sie möglicherweise flexibel sein müssen. Das Unternehmen erwäge einen Wegzug aus Unterhaching, heißt es aus Gemeinderatskreisen.

© SZ vom 21.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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