Unterhaching:Alte Bekannte und junge Milde

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Hasso Krause alias Jochen Busse (r.) wird in der Komödie "Der Pantoffel-Panther" fälschlicherweise für einen Auftragskiller der Mafia gehalten. (Foto: Dennis Haentzschel/oh)

Die neue Unterhachinger Kultursaison zeichnet sich wieder durch große Vielfalt aus - die Resonanz ist seit Jahren konstant hoch

Von Udo Watter, Unterhaching

Die ironischen Bonmots von Mark Twain gehören neben denen von Oscar Wilde zweifellos zu den populärsten der englischsprachigen Literatur. Abgesehen davon, dass sich keiner amüsanter über die vermeintliche Unmöglichkeit geäußert hat, die deutsche Sprache zu erlernen, zählen Sätze wie "Die Nachricht von meinem Tod ist stark übertrieben", oder "Man muss die Tatsachen kennen, bevor man sie verdrehen kann", zu den Klassikern unter den Aphorismen. Gar nicht mal so vergnügt-ironisch war dagegen sein Spruch: "Kultur ist das, was übrig bleibt, wenn der letzte Dollar ausgegeben ist", den Unterhachings Kulturamtsleiterin Ursula Maier-Eichhorn in ihrem Vorwort zum neuen Programm zitiert. Kultur - gemäß dieser Definition ein Wert an sich, der jenseits von ökonomischem Kosten-Nutzen-Denken oder Zweckrationalität existiert.

Dass der Begriff generell durch inflationären Gebrauch (Willkommenskultur, Kultur des Miteinander, Lobkultur, Leitkultur, Kultur des Scheiterns) mittlerweile eine gewisse Beliebigkeit oder gar Political-Correctness-Süßlichkeit angenommen hat, ist freilich nicht von der Hand zu weisen. Für Maier-Eichhorn und ihr Team im Kubiz bedeutet Kultur vor allem, dem Publikum "durch anregende Veranstaltungen eine stundenweise Auszeit vom Alltag zu ermöglichen". Kein elitärer Ansatz also, welcher der Kunst, sobald sie als Unterhaltung genossen wird, schon wieder ihre Relevanz abspricht, sondern ein Programm, das durch Vielfalt geprägt ist: "Das ist unser Anspruch, dass wir allen etwas bieten wollen", erklärt Maier-Eichhorn. Das Unterhachinger Publikum nimmt dieses verlässliche Angebot seit vielen Jahren gut an, besonders das Wahl-Abo mit mindestens sechs Vorstellungen erfreut sich konstanter Beliebtheit.

Wer dieses oder eines der klassischen Abos (Theater, Kabarett und Kinder-Abo) für die Saison 2017/18 erwerben will, kann das seit dieser Woche tun, der Einzelkartenverkauf startet kommenden Montag, 17. Juli. Erfahrungsgemäß sind die Vorstellungen etablierter Kabarettisten sehr begehrt: Han's Klaffl oder Andreas Rebers dürften wieder vor vollem Haus spielen. Auch ein eigenwilliger Künstler wie Sigi Zimmerschied, der schon oft in Unterhaching gastierte, kann auf treue Fans bauen. Zum ersten Mal im Kubiz werden die Well-Brüder aus'm Biermoos auftreten: Christoph, Michael und Karl Well werden sich mit Hilfe ihrer Instrumente das politische Geschehen in Bayern und dem Rest der Welt vornehmen, dabei "den Darm des Ministerpräsidenten spiegeln" und "Heimatverbrechen aller Art aufdecken". Mit Matthias Ningel wagt auch ein Newcomer in Unterhaching seinen Premieren-Auftritt. Der "junge Milde" darf sich "Deutscher Meister der Kabarettbundesliga 2016" nennen und wird sich in seinem Programm "Jugenddämmerung" mit Gesang, Klavierspiel und Wort den Problemen des Erwachsenwerdens widmen. "Ihn kennt man noch nicht so, aber er ist mir sehr ans Herz gelegt worden", sagt Maier-Eichhorn.

Kein klassisches Kabarett, aber geistreiche und musikalisch inspirierende Kleinkunst dürfte auch der Abend "Maria, Luther und die Liebe" bringen: Monika Drasch, einst Mitglied des "Bairisch-diatonischen Jodelwahnsinns", wird als Sängerin und Violinistin auf ihrer charakteristischen grünen Geige den Ton angeben. Mit dem Bariton Sebastian Myrus, dem Zither-Virtuosen Georg Glasl sowie dem Schriftsteller Gerd Holzheimer hat sie freilich starke Protagonisten auf der Bühne zur Seite. Die Vier begeben sich auf eine musikalisch-literarische Spurensuche zwischen alpenländisch-katholischem Marienlied und protestantisch-lutherischem Protestsong.

In der Sparte Theater/Schauspiel werden Klassiker wie Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig", den die Shakespeare Company Berlin inszeniert, zu sehen sein oder die Gesellschaftssatire "Bella Figura" von Erfolgsautorin Yasmina Reza ("Der Gott des Gemetzels"), die 2015 in Berlin uraufgeführt wurde - in Unterhaching mit Doris Kunstmann in der Hauptrolle. Überdreht-unterhaltsam dürfte die Komödie "Der Pantoffel-Panther" werden, die Anfang Oktober gezeigt wird. In der Hauptrolle agiert Jochen Busse als pleite gegangener Unternehmer, der aus Versehen für einen Auftragskiller gehalten wird, und als seine Ehefrau Billie Zöckler, die manchen noch als Sekretärin von Baby Schimmerlos in der Serie "Kir Royal" vertraut sein dürfte. Spannung und eventuell Irritation verspricht die Aufführung von "Die Ziege oder Wer ist Sylvia?" - eine Inszenierung von Bernd Seidel, der als unkonventioneller Regisseur im Münchner Süden bekannt ist und sich hier ein Stück von Edward Albee vorgenommen hat, bei dem sich ein Familienvater in eine Ziege verliebt.

Auch das musikalische Angebot ist gewohnt abwechslungsreich - von Opern über klassische Kammerkonzerte bis zu Swing und dem Auftritt des Ensembles VocaMe, das im 14/15. Jahrhundert komponierte Werke von Christine de Pizan präsentiert ("Ballades et chansons"). Selbstredend wird das Kubiz auch wieder seinem Ruf als Ballett-Hochburg gerecht, besonders freut sich Maier-Eichhorn über die Gala der jungen BMICA Company, die zum zweiten Mal nach Unterhaching kommt.

Der Anspruch, ein vielfältiges Kulturprogramm zu bieten, kennt in Unterhaching seit vielen Jahren keine Altersgrenzen. "Wir wollen alle ansprechen. Und das fängt bei den Kleinsten an", sagt Maier-Eichhorn. Das Kinder-Abo beinhaltet Otfried Preußlers "Das kleine Gespenst", das Jazz-Theaterstück "Inspektor Maus" oder "Karneval der Tiere" nach Musik von Saint-Saëns und Texten von Loriot. Zu dessen berühmtesten Bonmots wiederum zählt: "Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos."

Abonnements werden im Kulturamt im Kubiz verkauft. Einzelkarten sind von Montag, 17. Juli, an erhältlich (Tel. 089/66 555 316 und tickets@unterhaching.de), von Dienstag an in der Gemeindebücherei und von Freitag, 21. Juli, an über www.reservix.de, www.muenchenticket.de. Das Programm lässt sich finden unter www.unterhaching.de.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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