Unterhaching:Als Ablass ein Jodler

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Monika Drasch und Freunde widmen sich "Maria, Luther und der Liebe"

Von Udo Watter, Unterhaching

Maria, Luther und die Liebe - wird da ein Dreiklang zusammengebracht, der gar nicht zusammengehört? Die makellose Jungfrau und der rustikale Reformator. Tiefster Katholizismus versus protestantisches Rebellentum. Und schwebt über allem vielleicht die Frage: War Luther ein Marien-Fan? Oder: Kann denn Liebe Sünde sein?

Nun, im Zeichen von "Maria, Luther und der Liebe" begibt sich am Dienstag, 31. Oktober, im Kubiz ein interessantes Künstler-Quartett auf eine musikalisch-literarische Spurensuche: Monika Drasch mit Grüner Geige und Dudelsack, Zithervirtuose Georg Glasl, der Bariton Sebastian Myrus und Erzähler Gerd Holzheimer wollen das Publikum in Unterhaching mittels des gesungenen Wortes und instrumentaler Klänge dem Himmel ein wenig näher bringen - augenzwinkernd, anregend, aber auch mit ernsten Tönen.

Es erklingen bayerische Liebeslieder ebenso wie protestantische Kirchenlieder, alpenländische Marienlieder und neutönende Landler auf der Psalterzither. Eine Veranstaltung, die wie so viele andere heuer dem großen Jubiläum - 500 Jahre Reformation - geschuldet ist, aber doch etwas sehr Spezielles. Die Persönlichkeit und Vita der auftretenden Künstler steht jedenfalls dafür, dass es ein inspirierender und auch schräger Abend werden dürfte: Monika Drasch, die im niederbayerischen Weiler Hub bei Hengersberg als Bauerstochter und Klosterschülerin aufwuchs, ist für das spirituelle Thema quasi prädestiniert. Die rothaarige Multi-Instrumentalistin, deren Markenzeichen die Grüne Geige ist und die unter anderem als Mitglied des Bairisch-Diatonischen Jodelwahnsinns bekannt wurde, gilt als eine vielseitige Protagonistin der Neuen Volksmusik. Mit Georg Glasl verbindet sie eine kreative Partnerschaft. Der Kochler, Professor für Zither an der Hochschule für Musik und Theater München, gilt als ein neugieriger Virtuose, der auf seinem Instrument musikalische Brücken schlägt von der englischen Renaissance über bayerische Landler bis zu elektronischer Musik. Der in München geborene Schriftsteller Gerd Holzheimer hat neben Romanen und Erzählungen auch satirisch-essayistischen Lexika verfasst, etwa zu Themen der bayerischen Volkskunde. Er wird in mundartlich und ironisch gefärbtem Timbre vom historischen Kampf der Konfessionen erzählen. "Im Kopf bin i lutherisch, der Rest is evangelisch", sagt Holzheimer. Sebastian Myrus ist ein Sänger, der sich schon lange der Kirchenmusik verpflichtet fühlt, als ehemaliges Mitglied des Windsbacher Knabenchores kam er früh in Kontakt mit der Vielfalt geistlicher Lieder, Messen und Choräle. Für den Reformator Luther war ja gerade die Musik ein besonderes Mittel der Verkündigung und mit ihm begann auch eine Blütezeit der Kompositionen geistlicher Musik in deutscher Sprache, die nicht zuletzt vom Werk Johann Sebastian Bachs gekrönt wurde - aber eben auch wunderbare Lieder der Gegenreformation nach sich zog. Die Zeit der großen konfessionellen Rivalitäten gehört ja - Gott (oder wem auch immer) sei Dank - hierzulande der Vergangenheit an, theologische Konflikte werden heute nicht mehr durch Kriege, Kirchenbann und Verfluchungen gelöst. Monika Drasch & Freunde versprechen dem Unterhachinger Publikum jedenfalls: "Als Ablass gibt's einen Jodler."

Das Konzert beginnt um 19 Uhr. Karten kosten 19, ermäßigt 16 Euro und sind im Vorverkauf erhältlich im Kubiz (089/66 555 316), über tickets@unterhaching.de, München-Ticket oder Reservix.

© SZ vom 27.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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