Unterföhring:Raus aus der zweiten Reihe

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Milos Malesevic sang bisher viel im Hintergrund. (Foto: Richard Hübner/SAT.1/ProSieben)

Der Unterföhringer Milos Malesevic hat an diesem Freitag bei "The Voice of Germany" seinen großen Auftritt

Von Franziska Gerlach, Unterföhring

Manchmal braucht es einen Schubs, damit etwas in Gang kommt. Jemanden, der einem gut zuredet, einen überzeugt. Und hätte Milos Malesevic so jemanden nicht an seiner Seite, wäre vermutlich auch die fünfte Staffel ohne ihn vergangen. Doch der 48 Jahre alte Unterföhringer ist drin in der Sat-1-Show "The Voice of Germany". Seine Frau sei der Grund, weshalb er sich beworben hat, sagt er. "Und wenn man einmal dabei ist, dann will man immer mehr."

Und so macht der einstige Castingshow-Skeptiker heute Selfies mit Fans, im Supermarkt tuscheln die Leute aufgeregt, die Zahl seiner Facebookfreunde ist von 36 auf 1630 gestiegen. Mehrere Tausend haben sich für die fünfte Staffel von "The Voice of Germany" beworben. 130 wurden zu den "Blind Auditions" eingeladen, die so heißen, weil die "Coaches" die Teilnehmer beim Vorsingen nicht sehen können. Gefällt ihnen, was sie hören, drücken sie den Buzzer und ihr Stuhl dreht sich um. 68 Talente wurden auf diese Weise ausgewählt, verteilt auf die Teams der Coaches Stefanie Kloß, Frontfrau von Silbermond, Michi Beck und Smudo von den Fantastischen Vier, Andreas Bourani und Rea Garvey singen sie sich dem Finale entgegen, der Gewinner erhält einen Plattenvertrag mit Universal Music. Gerade strahlen Pro Sieben und Sat 1 die sogenannten Battles aus, bei denen immer zwei Sänger aus einem Team gegeneinander antreten, der jeweilige Coach muss sich dann entscheiden, wen er in die nächste Runde mitnimmt. An diesem Freitag zeigt Sat 1 die Folge, in der Milos Malesevic gegen die gleichaltrige Rockröhre Natascha Herrmann singt. Schalten wieder so viele Leute ein wie in den vergangenen Wochen, werden den Auftritt wohl knapp vier Millionen Zuschauer verfolgen.

Das ist auch für Malesevic, der schon diverse Male für Mick Hucknall im Background gesungen hat und einmal auch für Udo Lindenberg, für The Boss Hoss und Chaka Khan, eine große Sache. Die hält er allerdings klein. "Wir singen eine Rockballade", sagt er. Doch ob er bei "Cryin'" von Aerosmith der Bessere ist, darf er nicht verraten, auch nicht, wie weit er es in der Show bringt. Die Spannung wäre dahin.

Eine ganze Woche verbrachte Malesevic für die Battles in Berlin, sang, stellte sein Outfit für den Auftritt zusammen, gab Interviews, probte, wie man richtig von der Bühne abgeht. Zwischendrin traf er sich mit den anderen Talenten zum Essen oder einfach nur auf einen Ratsch. Dann sang er wieder, übte auf seinem Hotelzimmer, oft mit Natascha Herrmann zusammen. "Wir haben uns aber nicht als Konkurrenten gesehen, wollten vor allem das Lied gut performen", sagt Malesevic. Und man nimmt es ihm ab, weil er trotz allen Medienrummels nicht die geringsten Starallüren an den Tag legt. Manchmal traf der Unterföhringer auch Smudo oder Michi Beck im Studio auf dem Gang, die immer stehen blieben, nie einfach so vorbei gingen, und ihm im Scherz auch gerne einmal vorhielten, dass er nicht in ihr Team gekommen sei. Doch Malesevic hörte auf sein Gefühl und entschied sich für Stefanie Kloß. Erste Frage: Ist sie so sympathisch, wie sie im Fernsehen wirkt? Die Zweite: Achtet sie tatsächlich so sehr auf eine deutliche Aussprache, wie es immer heißt? Malesevic nickt. Stefanie Kloß habe ihnen ehrliche Rückmeldung und Tipps gegeben, wie man beim Singen mit der Energie haushalten kann und Emotionen glaubhaft rüberbringt, und wie Malesevic und Herrmann als Gesangsduo noch besser harmonierten. "Sie ist super, ich bin total begeistert."

Malesevic singt, seit er vier Jahre alt ist - und hat bis heute nicht mehr damit aufgehört, auch die Gitarre nimmt er gerne hinzu. Aufgewachsen in Slowenien hat sich der Autodidakt schon als Kind mit einem Besenstiel als Mikrofon die Zeit vertrieben. Später arbeitete er als Maschinenbautechniker, doch die Liebe zur Musik brach sich bald wieder Bahn. 1988 ging er mit seiner Band Veter in die Schweiz, mit der Coverband Casino tourte Malesevic durch ganz Europa. 2003 trat er in Riga sogar beim Eurovision Song Contest für Slowenien an. Heute tritt er auf Hochzeiten, Bällen und Firmenfeiern auf, aber auch als Backgroundsänger. Eine unterschätzte Tätigkeit? "Backings sind sehr, sehr wichtig, und es ist auch schwer, Backings zu singen", sagt er. Da muss man sich zurücknehmen, die Stimme eines anderen unterstützen, das erfordert Einfühlungsvermögen. Für die Show hat er sich vorgenommen, authentisch aufzutreten, als Milos Malesevic und niemand sonst, nur eben diesmal in der ersten Reihe. "Für dich ist es an der Zeit, aus dem Background rauszukommen", hatte daher auch Stefanie Kloß bei den Blind Auditions zu ihm gesagt. Recht hat sie.

© SZ vom 13.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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