Unterföhring:"Neu im Amt"

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Im Gemeinderat hagelt es Kritik - und vergifteten Zuspruch

Auch ein Jahr nach dem Amtsantritt von Unterföhrings Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) haben sich die Wogen im Rathaus der Medienkommune nicht geglättet. Der SPD-Fraktion im Gemeinderat stößt der Machtwechsel noch immer unangenehm auf. In der jüngsten Sitzung jedenfalls kochten die Emotionen wie so oft in den vergangenen zwölf Monaten dermaßen hoch, dass am Ende der Bürgermeister und der bei den Kommunalwahlen geschlagene SPD-Kandidat Thomas Weingärtner fast die Fassung verloren und auch PWU, CSU und Grüne sahen sich genötigt, dafür zu plädieren, "dass man in dem Stil nicht weitermachen kann", wie Zweite Bürgermeisterin Betina Mäusel (CSU) es ausdrückte.

Kemmelmeyer hatte zuvor von Weingärtner verlangt, ihm in einer schriftlichen Erklärung zu erläutern, welche "schwerwiegenden Fehler der Verwaltung" angeblich von der SPD aufgedeckt worden seien. Weingärtner hatte in der Jahreshauptversammlung seiner Partei vor ein paar Tagen genau dies behauptet - der Bitte Kemmelmeyers war er aber bis zur Sitzung nicht nachgekommen. Weingärtner sagte daraufhin, dass die SPD-Fraktionsvorsitzende Jutta Schödl Korrekturen beim neuen Flächennutzungsplan gemacht habe, und auch Zweite Bürgermeisterin Mäusel Fehler beklagt habe. Aber: "Die Kritik gilt nicht der Verwaltung, sondern dem Bürgermeister", schob Weingärtner hinterher.

Grünen-Fraktionsvorsitzender Johannes Mecke sprang in die Bresche: "Der Bürgermeister ist neu im Amt. Hätten Sie es besser gemacht?", fragte er an die Adresse Weingärtners. Was dieser mit dem Satz "Das kann ich Ihnen mit einem klaren Ja beantworten" quittierte. Drittem Bürgermeister Johann Zehetmair (PWU) wurde es daraufhin zu bunt. Er sprach der Verwaltung sein Vertrauen aus und sagte zu Weingärtner: "Sie sind ein angesehener Kommunalpolitiker. Dass Sie sich auf so ein Niveau herablassen, kann ich nicht verstehen." Zehetmair verlangte "mehr Menschlichkeit gegenüber Leuten, die sich für Unterföhring einsetzen". Das Bürgermeisteramt sei sehr anstrengend und gehe an die Substanz.

Betina Mäusel assistierte ihm. Die CSU-Gemeinderätin und Zweite Bürgermeisterin bat um mehr Fairness und Sachlichkeit. Ihr missfalle der Stil im Gremium, ebenso der "permanente Schlagabtausch". Jetzt sei es an der Zeit, "dass wir in die Leistungsphase kommen", appellierte sie an das Gremium. Das zweite Jahr der Amtszeit ist schließlich angebrochen.

© SZ vom 19.05.2015 / sab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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