Garching: Unerlaubte Müllentsorgung:Einfach verklappt

Lesezeit: 2 min

Der neue Eigentümer der Recyclinganlage in Hochbrück lädt unerlaubt 40 Tonnen Schlamm ab. Zwar wird der Fehler angeblich umgehend behoben, doch jetzt prüft das Landratsamt, ob wirklich keine Umweltschäden entstanden sind.

Von Gudrun Passarge, Garching

Alles sollte besser werden. Das versprach die Entsorgungsfirma RM-Recycling, als sie unter dem Namen "Die Umweltmeister" die Recyclinganlage in Garching-Hochbrück übernahm, die in der Vergangenheit immer wieder für Ärger in der Nachbarschaft gesorgt hatte. Doch jetzt ist herausgekommen: Der neue Eigentümer hat vor knapp einem Jahr auf einem Nachbargrundstück unerlaubt 40 Tonnen Schlamm abgeladen.

"Es war ein Fehler eines Mitarbeiters", sagt dazu Unternehmenssprecher Martin Görner. Dieser sei "unverzüglich am nächsten Tag behoben" worden.

Umweltschäden sind angeblich nicht entstanden. Das Unternehmen beruft sich auf ein von ihm veranlasstes Sachverständigengutachten, wonach es zu "keinerlei Schädigung des Untergrunds" gekommen sei. Eine unabhängige Bestätigung dafür gibt es allerdings nicht. Die Behörden wurden von RM-Recycling nicht informiert. Erst im Mai erhielt das Landratsamt Hinweise. Seither lässt die Behörde die Ergebnisse der Boden- und Schlammproben auswerten. Weitere Untersuchungsergebnisse sind angefordert, eine Ortsbesichtigung hat stattgefunden. Solange die Untersuchungen laufen, könne man sich näher äußern, teilt eine Sprecherin des Landratsamts auf SZ-Anfrage mit.

Gummiabrieb im Schlamm

Der Schlamm, der Ende August entsorgt wurde, stammt nach Angaben von RM-Recycling aus einer Zisterne auf dem Platz an der Ingolstädter Landstraße. Der Behälter war laut RM-Geschäftsführer Wolfgang Fuchs übervoll. "Eine Hinterlassenschaft der Vorgängerfirma." Natürlich gehöre dieser Schlamm, der unter anderem Abfallstoffe und Gummiabrieb enthält, ordentlich entsorgt. Der Mitarbeiter habe den Schlamm jedoch erst einmal in einer Grube entwässern wollen. "Das war grundfalsch." Der Mitarbeiter sei deswegen abgemahnt worden. Der Geschäftsführer gibt Entwarnung: "Es war kein gefährliches Material." Die unsachgemäße Entsorgung des Schlamms sei zudem im Betriebstagebuch dokumentiert worden, in das auch die Behörden regelmäßig Einsicht nähmen. Die Grube selbst wurde offen gelassen, "damit niemand sagen kann, wir hätten es liegenlassen", so Firmensprecher Görner.

Auch Karl-David Schlehenkamp gibt Entwarnung. "Das Gutachten belegt, dass es ordentlich entsorgt wurde", sagt Schlehenkamp, der für die Alfa Rohstoffhandel München GmbH arbeitet, der das Nachbargrundstück gehört und die geschäftlich eng mit den Eigentümern von RM-Recycling verbunden ist. Im Boden sei nichts festgestellt worden. "Damit ist die Geschichte für uns erledigt."

Dass der Vorfall überhaupt und erst jetzt bekannt wurde, liegt daran, dass sich Michael Klotz, der einstige Besitzer der Vorgängerfirma AR-Recycling, an die Öffentlichkeit wandte. Klotz kämpft vor Gericht darum, dass der Verkauf an das Konsortium rückgängig gemacht wird. Zum Zeitpunkt, als der Schlamm entsorgt wurde, war er noch Besitzer des fraglichen Grundstücks. "Wir möchten deren Saubermann-Image nicht so stehen lassen", sagt Klotz über RM-Recycling. Die Firma sei seit Jahrzehnten im Geschäft. "Dass sie es dann nötig hat, das Zeug zu verklappen", das wundere ihn schon sehr.

Unternehmenssprecher Görner nennt es einen "merkwürdigen Zufall", dass die Schlammentsorgung just zu dem Zeitpunkt publik wird, als ein Genehmigungsantrag von RM-Recycling zur Anlagentechnik und Luftreinhaltung in den Stadträten in Garching und Unterschleißheim diskutiert wird und sich das Aktionsbündnis Lohhof-Süd für ein Neugenehmigungsverfahren der Anlage ausspricht. Görner unterstellt Klotz, nachzutreten und den neuen Betreibern Schaden zufügen zu wollen.

RM-Recycling bemüht sich nach eigener Darstellung, die Anlage, auf der seit Jahren Sperrmüll und Gewerbeabfälle sortiert werden, auf Vordermann zu bringen. Diese sei in einem "schlechten Zustand" übergeben worden. So habe man mehr als 20 000 Tonnen Brandschutt entsorgt. Die große Müllmenge war der Grund für zahlreiche Brände in den Jahren 2016 und 2017. Selbstentzündungen waren mehrmals die Ursache. Außerdem habe die Firma 1000 Quadratmeter neu asphaltiert, den Boden bei der Bauschuttablagerung saniert und eine alte Schrottpresse abgebaut. Die alten Anlagen von AR-Recycling seien inzwischen "so ertüchtigt, dass sie wieder voll funktionsfähig sind".

Mit der Bürgerinitiative Lohhof-Süd steht man nach eigenen Worten in Kontakt. Diese wehrt sich seit Jahren gegen Lärm, Gestank und Feinstaubbelastung durch die Anlage.

© SZ vom 13.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: