Übertritt:Am liebsten Abitur

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Nach der Einschreibung steht fest: Die Übertrittsquote bleibt hoch. 60 Prozent der Grundschüler wechseln im Landkreis ans Gymnasium. Die Rückkehr zum G 9 verleiht einzelnen Orten einen zusätzlichen Schub

Von Sara Della Malva und Iris Hilberth, Landkreis

Dem großen, bunt gemalten Wegweiser sind auch heuer wieder viele Eltern von Viertklässlern in die Aula des Lise-Meitner-Gymnasiums gefolgt. Mit dem Übertrittszeugnis des Kindes ging es zur Einschreibung. In Unterhaching waren es etwa genauso viele wie im Jahr zuvor. Sechs fünfte Klassen werden auch im September gebildet. Die Zahl aus dem Hachinger Tal bestätigt den Trend im ganzen Landkreis München: Die Übertrittsquote auf das Gymnasium ist seit Jahren hoch.

Dass in Bayern bereits zum kommenden Schuljahr faktisch wieder das neunjährige Gymnasium eingeführt wird, hat die Quote offenbar nicht weiter nach oben getrieben. Das bedeutet für den Landkreis München aber auch: Sie ist nach wie vor im bayernweiten Vergleich sehr hoch. Wie im Vorjahr wechseln etwa 60 Prozent der Grundschüler zum neuen Schuljahr auf ein Gymnasium. Bayernweit sind es nur 39 Prozent. Etwa 21 Prozent entschieden sich im vorigen Jahr für die Realschule, bayernweit sind es 28 Prozent.

Die genauen Übertrittszahlen für den Landkreis hat Schulamtsleiterin Evelyn Sehling-Gebranzig erst Mitte Juni vorliegen. "Aber die Quote ist stabil und geht höchstens um ein Prozent rauf oder runter", sagt sie. Eine Auswirkung des G 9 kann sie aus den bisher vorliegenden Daten nicht erkennen. "Ich glaube, das geschieht - wenn überhaupt - erst im kommenden Jahr", sagt sie.

Gleichwohl nehmen die Schülerzahlen an einigen Gymnasien im Landkreis weiter zu. Das führen die Schulleitungen allerdings überwiegend auf den starken Jahrgang zurück, der jetzt vor dem Übertritt steht. Zuzüge und Geburtenraten machen es mancherorts notwendig, eine zusätzliche Klasse in der Jahrgangsstufe fünf einzuschulen. Bereits eine Auswirkung auf den bevorstehenden Wechsel von G 8 auf G 9 wollen die wenigsten bestätigen. "Ich hatte mit einer Veränderung bezüglich G 9 gerechnet, dies ist jedoch nicht eingetreten", sagt etwa Andreas Hautmann, Schulleiter des Carl-Orff-Gymnasiums in Unterschleißheim. 180 Festanmeldungen zählt er, neun Kinder nahmen am Probeunterricht teil. "Die Zahlen bewegen sich im selben Rahmen wie im letzten Jahr."

Anderes kann hingegen der Schulleiter des Pater-Rupert-Gymnasiums Pullach, Stefan Antoni, berichten. 101 Anmeldungen und vier Probeschüler bedeuten 20 Schüler mehr als im Vorjahr. Er könne sich gut vorstellen, dass der straffe Stundenplan des G 8 manche Eltern abgeschreckt habe. "Durch die Wiedereinführung von G 9 sieht das nun anders aus." Auch am Feodor-Lynen-Gymnasium in Planegg gehen die Zahlen nach oben: 120 haben sich eingeschrieben, "mehr als letztes Jahr", bestätigt Schulleiterin Brigitte Schmid-Breining. Dennoch sieht sie das nicht als Folge von G 9. "Der Anstieg ist eher auf normale Faktoren wie Zuzug und Geburtenrate zurückzuführen."

Für die wenigsten spiele es eine Rolle, ob es acht oder neun Jahre bis zum Abitur dauere, ist Schmid-Breinings Erfahrung. gehe. In Ottobrunn rätselt man noch über den Anstieg der Schülerzahlen. "Wir wissen es nicht", sagt die stellvertretende Schulleiterin Beate Promberger. 190 wollen von September an in einer der sechs fünften Klassen anfangen, eine Klasse mehr als derzeit. Vermutlich liegt ein Grund in der Nachbarschaft, denn das Neubiberger Gymnasium verzeichnet mit 135 Schülern eine Klasse weniger. "Das könnte etwas damit zu tun haben, dass das Gymnasium Ottobrunn neu gebaut hat", sagt Schulleiter Reinhard Rolvering.

Den Neubau in Ottobrunn bezieht auch die Schulleiterin des Gymnasiums Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Claudia Gantke, in ihre Überlegungen ein, warum die Schülerzahlen schwanken. "Das hängt aber auch mit der Stärke der Jahrgänge an den Grundschulen zusammen", sagt sie. Im vergangenen Jahr wurden 140 Schüler bei ihr eingeschult, diesmal werden es 165 in sechs Klassen sein. "Wir haben uns inzwischen als Standort etabliert." Insbesondere der musische Zweig als einziger im gesamten Landkreis finde positive Resonanz. Der erste Jahrgang macht derzeit in Höhenkirchen-Siegertsbrunn Abitur.

Richtig durchschlagen auf die Quote wird die Rückkehr zum G9 nach Ansicht von Schulamtsleiterin Evelyn Sehling-Gebranzig erst im Schuljahr 2018/19. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Auch am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Garching gehen die Zahlen nach oben. Mit 142 Anmeldungen werden dieses Mal fünf statt zuvor vier Klassen eingeschult. Ebenfalls eine Klasse mehr - vier statt drei - fängt am Gymnasium Grünwald an. Auch das Otfried-Preußler-Gymnasium Pullach zeigt mit 116 Anmeldungen eine leichte Tendenz nach oben, das liege aber noch im Rahmen der Schwankungen, heißt es aus der Schulleitung.

Vor zwei Jahren mit Vorläuferklassen gestartet, kann das Gymnasium Ismaning zum neuen Schuljahr seine neuen Räume beziehen. Für den zukünftigen Schulleiter Markus Martini ist dies der Hauptgrund, warum die Schülerzahlen von 97 in diesem Jahr auf 123 Anmeldungen für das kommende Schuljahr gestiegen sind. Im nahen Kirchheim folgen auf 160 Fünftklässler nun 191, die sich auf sechs Klassen verteilen, was Schulleiter Matthias Wermuth als normal bezeichnet. "Der jetzige Jahrgang ist eben stark." Exakt genauso viele Schüler wie im Vorjahr, nämlich 95, haben sich am Kurt-Huber-Gymnasium Gräfelfing angemeldet, "Ich sehe daher noch keine Auswirkungen des G 9", sagt Schulleiter Hendrik Rehn. Von einer ähnlich Stabilität in den Zahlen berichtet auch der Oberhachinger Schulleiter Mathias Müller; hier haben sich 116 Kinder eingeschrieben.

Kaum Veränderung verzeichnet auch das Ernst-Mach-Gymnasium in Haar mit 190 Anmeldungen. Allerdings nahmen hier mit 69 Schülern dieses Mal sehr viele am Probeunterricht teil.

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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