Taufkirchen:Wirt neben der Kirche

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Petra und Peter Bender mögen ihr Wirtedasein. Ans Aufhören denken sie noch nicht, viel wichtiger sind die nächsten Gäste. (Foto: Claus Schunk)

Seit 100 Jahren schon gibt es den Gasthof Trenner in Taufkirchen, die Benders führen ihn seit 30 Jahren

Von Claudia Wessel, Taufkirchen

"Niemals übernehmen wir das", sagten Petra und Peter Bender Ende 1986, als sie zum ersten Mal den Gasthof Trenner in Taufkirchen betraten. "Er war total heruntergekommen", erinnert sich Peter Bender, "alles war total zugestellt von alten Sachen, die unsere Vorgängerin loswerden wollte." Doch nach einem Gespräch mit der Spatenbrauerei, die eine Grundrenovierung in Aussicht stellte, beschlossen sie: "Wir probieren das einfach, was soll schon passieren." Inzwischen sind sie seit mehr als 30 Jahren Pächter. Der Gasthof unter dem Namen Trenner ist schon 100 Jahre alt. Und ein Gasthof an der Adresse Münchener Straße 1 wurde bereits 1694 erwähnt.

Am 1. Februar 1987 übernahmen Petra und Peter Bender, die vorher eine Gaststätte in Giesing hatten, den Gasthof, der damals bis zur Renovierung im Herbst 1987 noch mit Möbeln aus schwarzem Holz und dunklen Vorhängen ausgestattet war, am 9. Februar sperrten sie auf. Sobald die Gaststätte die Türen öffnete, kamen die Gäste. "Wir sind halt der Wirt neben der Kirche", sagt Bender. Da hätten die Leute schon darauf gewartet, dass nach ein paar Monaten wieder geöffnet wird.

Er selbst als ausgebildeter Koch gestaltete die gute bayerische Speisekarte. Schnitzel und Schweinebraten gab es natürlich von Anfang an. Heute sind noch ein paar Raffinessen dazu gekommen, etwa eine Spargelkarte in der Saison und drei Spezialabende pro Woche: Montags von 18 Uhr an gibt es argentinische Rinderhüfte, Mittwoch abends Spareribs frisch aus dem Ofen, im Sommer samstags von 18 Uhr an ein Grillbüffet in dem kleinen Biergarten hinterm Haus, der sechs Tische hat. Auch ein täglich wechselndes Mittagsmenü steht inzwischen auf dem Speiseplan.

Es fing gut an, und auch heute sind die Benders "recht zufrieden" mit dem Geschäft. Doch es gab auch Tiefs, "wie immer in der Gastronomie", so Bender. Dass sie diese so gut überstanden haben, führen die Wirte auch auf ihr gutes Verhältnis zur Inhaberin des Gasthauses Trenner, Maria Berghammer, zurück. Sie ist die Enkelin von Friedrich Trenner, der dem Gasthof vor 100 Jahren den Namen gab. Auch dessen Sohn Fritz führte ihn noch weiter, seine Tochter Maria aber heiratete einen Bauern und konnte den Gasthof nicht übernehmen. Seither wird er verpachtet. "Sicher zehn verschiedene Wirte waren vor uns", schätzt Bender. Ihre Vorgängerin war immerhin 13 Jahre lang dort.

Damit halten die Benders eindeutig den Rekord unter den Pächtern, und es macht ihnen immer noch Spaß, wie Petra Bender versichert: "Der Kontakt zu den Menschen, die Möglichkeit, sich die Zeit einigermaßen frei einzuteilen" sind Dinge, die sie an ihrer Arbeit schätzt. Und natürlich die Freude über glückliche Gäste. "Wenn die Gäste zufrieden sind, sind wir es auch." Auch Peter Bender liebt seinen Beruf als Koch - selbst wenn er von einer besseren Küche träumt. "Da ist seit 60 Jahren nicht viel passiert. Ich glaube nicht, dass jemand anders als ich darin kochen kann." Seit 1999 sind die Benders übrigens auch Pensionswirte: Sie haben sechs Gästezimmer. Das heißt, um 6 Uhr aufstehen und das Frühstück fertigmachen, das um 7 Uhr serviert wird. Nach dem Abräumen geht es auch bald schon in der Küche los. Die Bedienung Ilona Schmid ist für die Gaststube zuständig, es gibt noch eine Küchenhilfe und ein Zimmermädchen. Krank werden darf hier niemand, sagt Bender. "Wir auch nicht."

Viel Arbeit, das ist man als Wirt gewöhnt. Nur an eines mögen sich die Benders nicht wirklich gewöhnen: die Bürokratie, die inzwischen von ihnen verlangt wird. So müssen sie jeden Lebensmitteleinkauf und jede Lieferung genau dokumentieren, ebenso wie jedes Putzen. "Früher kam der Kontrolleur, schaute sich um und sagte: Gut, alles sauber. Heute schaut er eher, ob auf dem Putzplan alle Häkchen da sind." Aber auch das schaffen die erfahrenen Wirte. Ob sie schon ans Aufhören denken? Aber nein, noch lange nicht. Dazu macht es einfach noch zu viel Spaß. Sie denken lieber an die Speisekarte für die nächste Woche.

© SZ vom 17.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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