Taufkirchen:Weitsprung auf dem Dach

Lesezeit: 2 min

Die Gemeinde Taufkirchen geht beim Neubau der Grundschule am Wald innovative Wege und setzt den Sportplatz auf eine Dreifachturnhalle - errichtet werden auch eine Tiefgarage sowie eine Vollküche

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Bauland im Großraum München ist knapp und bekanntlich sündhaft teuer. So werden vermehrt Forderungen laut, auch mal in die Höhe zu bauen. Taufkirchen geht jetzt diesen Weg und verwirklicht beim Neubau der Grundschule am Wald einen auf den ersten Blick verwegenen Plan: Der Sportplatz kommt auf das Dach einer Dreifach-Sporthalle. Der Gemeinderat hat in einer Sondersitzung am Donnerstagabend mit 15:4 Stimmen dieser Idee der Planer zugestimmt und spart damit nicht nur Platz und Geld, sondern beschreitet auch Neuland in der Region.

Es war ein mühsamer Weg zu den Beschlüssen in der eigens für den Schulneubau anberaumten Sitzung kurz vor den Sommerferien. Der Taufkirchner Gemeinderat hatte sich mit den anstehenden Entscheidungen überaus schwer getan und das Thema so oft vertagt, dass die Planer diesmal schon anmahnten, jetzt doch endlich mal zu entscheiden, um die Einhaltung des Zeitplans nicht zu gefährden. Und tatsächlich stand nach zwei Stunden schließlich fest: Die neue Schule wird komplett auf dem gegenüberliegenden Grundstück der jetzigen errichtet, wo sich derzeit noch die Sportanlage am Lindenring befindet. Sie soll zudem eine Dreifach- statt einer Zweifachturnhalle bekommen sowie eine Tiefgarage und eine Vollküche.

Da das neue Schulgrundstück mit 9350 Quadratmetern um etwa ein Drittel kleiner ist als das Areal, auf dem derzeit die Grundschule am Wald steht, hatten die Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT) und die Freien Wähler zunächst noch dafür plädiert, den Schulsportplatz auf der gegenüberliegenden Seite zu errichten. "Auf das Grundstück alles reinzupressen, was geht, ist für eine ländliche Gemeinde völlig unangemessen", sagte Edith Hirtreiter (ILT).

Zwar kostet die Errichtung eines Sportplatzes auf dem Dach etwa 200 000 Euro mehr als eine ebenerdige Anlage. Doch gab Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) zu bedenken, dass man dann ein zusätzliches Grundstück von etwa 3000 Quadratmetern sowie eigene Sanitär- und Umkleidegebäude bräuchte. Allein der Grund würde die Gemeinde etwa sechs Millionen Euro kosten. Der Plan hingegen sieht vor, für die Finanzierung des neuen Schulhauses das alte Grundstück an der Pappelstraße zu verkaufen und hier Wohnbebauung zuzulassen.

Nur die Laufbahn bleibt unten

Die Mehrheit im Gremium überzeugte das. "Ich bin ein Fan von dieser Lösung, das ist eine charmante Idee", sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende Rosi Weber. Auch Michael Lilienthal von den Freien Wählern, der sich anfangs noch skeptisch gezeigt hatte, schwenkte schließlich um, auch weil die Planer ihm versicherten, dass durch diese Konstruktion keine jahrelangen Folgekosten entstünden. "Ein Sportplatz auf dem Dach ist innovativ und kann eine Wirkung für Taufkirchen als Hightech-Standort haben", sagte Lilienthal. Schließlich stimmten nur die drei ILT-Gemeinderätinnen und Peter Soellner von der SPD dagegen. Geplant werden nach den Vorgaben der Schulbauverordnung ein Allwetterplatz und ein Kunstrasenfeld von je 28 mal 22 Meter sowie eine Weitsprunganlage. Damit ist das Dach aber dann voll. Die geforderte Laufbahn muss ebenerdig auf dem Schulgrundstück platziert werden.

Nicht ganz einig war sich das Gremium auch über die knapp eine Million Euro teure Tiefgarage. Eine große Mehrheit plädierte dennoch dafür, die Autos unter der Erde zu parken und gleichzeitig noch einen Abstellraum im Keller dazuzugewinnen. Nur die Grünen stimmten dagegen. Ebenfalls bei zwei Gegenstimmen, diesmal von der CSU, wurde die Vollküche, in der frisch gekocht wird, statt einer so genannten Regenerierküche zum Aufwärmen der Speisen beschlossen.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: